What other Germany?

Dieser Text wurde ursprünglich als Diskussionsbeitrag für eine angestrebte Reflexion des sogenannten Antifa-Sommers in einer Zeitschrift gegen die Realität geschrieben. Er bezieht sich bewusst auf unseren Jungle World Artikel vom letzten Jahr und wurde seit dem Sommer 2020 nicht mehr bearbeitet.

»Das deutsche Volk wird kämpfen, bis es die Niederlage spürt. Wenn es soweit ist, wird niemand mehr unschuldig sein. Sie werden alle kommen und sagen: ›Wir waren dagegen.‹ Das ist der entscheidende Punkt, dem wir uns stellen müssen, und wenn wir daran scheitern – was keine schöne Vorstellung ist –, dann steht vielleicht ein neuer Krieg bevor: ein Krieg, aus dem niemand außer dem ›gutwilligen deutschen Anti-Nazi‹ lebend herauskommen wird.«
– Walter Loeb1

Was vor 20 Jahren im sogenannten Antifa-Sommer zur Staatsdoktrin der Berliner Republik wurde, war die Mär vom anderen Deutschland. Eine Erzählung, die schon zu Zeiten des Londoner Exils deutscher KommunistInnen und SozialdemokratInnen geprägt wurde. Mittlerweile hat die deutsche Erinnerungspolitik die militärische Niederlage in einen moralischen Sieg verwandeln können. Die Kinder und Enkel der Volksgemeinschaft, die nur mit äußerster Härte an ihrem mörderischen Treiben gehindert werden konnte, werfen die Erblast gekonnt ab und inszenieren sich werbewirksam als Nachkommen eines antifaschistischenDeutschlands. Diese Bewegung kulminiert in einem staatstragenden Antifaschismus der Zivilgesellschaft, in dem der 8. Mai als Tag der Befreiung zum Nationalfeiertag erhoben werden soll, ganz so, als wäre man nicht jene Nation, von der die Welt zumindest kurzzeitig befreit worden ist.2 So sehr die Kritik deutscher Erinnerungspolitik zum festen Bestandteil des linksradikalen Einmaleins geworden ist, so wenig wurde die eigene Rolle und Abkehr von der Militanz des revolutionären Antifaschismus in den Fokus gerückt. Doch der Antifa-Sommer und die daraus resultierende zivilgesellschaftliche Politik der Berliner Republik sind einer von vielen Belegen, wie sich eine radikale Linke erfolgreich in das kapitalistische Staatswesen hat domestizieren lassen.3

Das andere Deutschland als Herrschafts-Legitimation

Es gehört zum linksradikalen Allgemeinwissen, dass es bei staatlicher Aufarbeitung der Vergangenheit im Besonderen um gegenwärtige Interessen geht. Was sich im Begriff der Gedenkpolitik widerspiegelt, ist die von Walter Benjamin schon zur Zeit des Nationalsozialismus denunzierte Tatsache: »auch die Toten werden vor dem Feind, wenn er siegt, nicht sicher sein«4. In einer staatlich-verfassten Welt darf es nicht verwundern, dass Staaten versuchen, ihre Legitimation aus der Geschichte zu ziehen: Niemand hat mehr als eine Fortsetzung der Herrschaft zu erwarten. Dass die Geschichte der Erschlagenen nur als Beute der Herrschenden denkbar ist, folgt dieser brutalen Logik. Das sollte niemals außer Acht gelassen werden, wenn über staatliches Gedenken gesprochen wird. Nicht zuletzt gilt das für die zahlreichen linken Oppositionsparteien, auf die so manche in Zeiten der AfD ihre antifaschistischen Hoffnungen setzen.5 Wie schon Karl Marx anmerkte, sind diese als Regierungsparteien im Wartestand zu begreifen, deren Wirken sich nie gegen die Herrschaft und Gewalt als solche richtet, sondern immer nur gegen das aktuelle Regierungspersonal. Die Opposition strebt nicht danach mit der Instrumentalisierung der Toten zu brechen, von der Benjamin sprach. Ihr geht es um eine inhaltliche Verschiebung. Exemplarisch zeigte das die deutsche Sozialdemokratie nach 1918,6 die den Klassenkampf als potenziellen Sieg und nicht als Notwendigkeit das Siegen an sich zu beenden sah, in großer Regelmäßigkeit.

Im Londoner Exil der frühen Vierzigerjahre bewies die deutsche Sozialdemokratie, was realpolitischer Gehalt der geschichtsphilosophischen Überlungen Benjamins war, die zur gleichen Zeit in Paris entstanden. Unmöglich war es ersterer zu großen Teilen, dem deutschen Volk – das aus parteipolitischer Sicht aus potenziellen Wählern bestand – eine Schuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus zu geben. Wie 1914 schickte man sich an zu beweisen, dass deutsche ProletarierInnen sehr wohl ein Vaterland hätten. Das schöne Gerede von Solidarität wurde bereitwillig auf dem Altar der nationalen Sache geopfert. Wie alle Altklugen hielt man diese Aufgabe der jugendlichen Radikalität für einen Beweis der eigenen Reife. (Das haben Ex-Linksradikale immer gemeinsam, ob sie nun in den zwanziger Jahren kämpfende KommunistInnen oder in den neunziger Jahren militante Antifas waren.) Mit aller Kraft nahm die deutsche Exil-Sozialdemokratie den nationalen Kampf gegen jene Minderheit von ExilantInnen auf, die bereit waren, das Vaterland für das Wohle der Menschheit zu verraten und dabei gemeinsam mit nicht-deutschen Politikern wie dem tschecho-slowakischen Exilpräsidenten Edward Beneš7 oder dem britischen Premierminister Winston Churchill radikal gegen die durch Massenvernichtung zum Behemoth synthetisierte Volksgemeinschaft agitierten.

Während für jene der bedingungslose Antifaschismus als Gebot der Stunde erkannt wurde, konstruierten ihre damaligen GenossInnen fleißig den Mythos vom anderen Deutschland, das lediglich von einigen wenigen Nazis verführt wurde und nur noch befreit, aber sicher nicht umerzogen werden müsse. Die radikalen und antideutschen AntifaschistInnen sahen keine Möglichkeit, innerhalb der Sozialdemokratie etwas zu bewegen. Sie schlossen sich zur FightForFreedom-Gruppe zusammen und arbeiteten zunächst mit konservativen britischen Kräften zusammen, auch weil die britische Sozialdemokratie sich gegen das Behaupten einer deutschen Kollektivschuld wehrte.8 Die Gründungsresolution der FightForFreedom-Gruppe definierte den Unterschied zwischen »jenen, die das nationale Interesse und die Interessen des deutschen nationalen ‹Sozialismus› über Erwägungen der internationalen Gerechtigkeit und über die gemeinsamen Interessen aller Völker – heute namentlich über die Interessen der vergewaltigten Völker – stellen und jenen, deren Anschauungen und Politik den nationalistischen Strömungen nicht unterworfen sind, und die sich Sinn für politische Gerechtigkeit erhalten haben.«.9

Nach der militärischen Niederlage des Nationalsozialismus wurden die von den Alliierten besetzten Gebiete in die bis Ende der Achtziger die Weltpolitik dominierende Blockkonfrontation des Kalten Krieges eingegliedert. Die mit der Verdopplung Deutschlands einhergehende Hoffnung, dass zwei Staaten weniger deutsch wären als einer, entpuppte sich als eklatante Fehleinschätzung. Während in der BRD die Verfolgung der Nationalsozialisten peu à peu eingestellt wurde und stattdessen die Partei der KommunistInnen und ihre SympathisantInnen gejagt wurden, verhängte die Staatsführung der DDR ein Verbot der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und integrierte ehemalige Nationalsozialisten wie Curt-Heinz Merkel in den Staatsapparat. Auf beiden Seiten der Mauer verloren die nationalsozialistischen Verbrechen und ihre Aufarbeitung angesichts der Blockkonfrontation an Bedeutung und spielten nur noch im Kontext einer Delegitimierung der gegenüberliegenden Seite eine Rolle. Jede Seite sah sich als Nachfahr des im Exil entdeckten anderen Deutschlands und wies jede Schuld am Nationalsozialismus von sich. Stattdessen sah man dessen Fortwesen entweder im totalitaristischen Osten oder imperialistischen Westen. Beiden galt die eigene Bevölkerung zügig als demokratisiert, wobei weder Reeducation in der BRD noch der verordnete Antifaschismus in der DDR wirklich Früchte getragen haben.

Weder SED noch SPD setzten sich mit dem Scheitern der deutschen Arbeiterbewegung im Abwehrkampf gegen die Nationalsozialisten auseinander. Der Sozialdemokrat Kurt Schumacher verteidigte die Deutschen vehement gegen eine Kollektivschuld, welche angeblich von den Alliierten kolportiert würde. Wie ein Beserker stand der bekennende Lassalleaner der Bevölkerung in ihren Bemühungen, die eigenen Verstrickung zu leugnen, bei. Anstatt den Kampf vieler SozialistInnen und SozialdemokratInnen in den Vordergrund zu stellen, setzte sich 1951 die Parteiführung um Schumacher bei den Alliierten dafür ein, dass 28 in Nürnberg von den Alliierten zum Tode verurteilten führenden Nationalsozialisten begnadigt werden. Im „besseren“ Deutschland klammerte man sich derweil an antifaschistische Superhelden wie den heimattümelnden Stalinisten Ernst Thälmann, während tatsächlich militante Antifaschisten wie Georg Elser in der Aufarbeitung des Widerstandes keinerlei Rolle spielten. Der systematische Versuch der Vernichtung des europäischen Judentums durch die Nationalsozialisten galt als Kollateralschaden eines aggressiven Nationalismus. Dies spiegelte sich z.B. in der Aufteilung in Kämpfer gegen den Faschismus und Opfer des Faschismus wider. Mitglieder beider Arbeiterparteien und ihrer Vorfeldorganisationen galten als wackere StreiterInnen gegen den Nationalsozialismus. Als Opfer wurden zumeist nur Juden eingeordnet. Mit dieser selektiven Geschichtsschreibung konnte die SED ein weiteres Problem umgehen: Ihr eigenes Versagen als Arbeiterpartei vor 1933, das sinnlose Verheizen von zehntausenden ParteigenossInnen in den ersten beiden Jahren der NS-Herrschaft musste nicht zur Sprache kommen.

Neues Deutschland? Die Berliner Republik

Am 8. Mai 1985 begann mit der Rede von Richard von Weizäcker die Verschiebung der Erinnerung im westlichen Deutschland, die mittlerweile das offizielle Gedenken und die Publikationen des zivilgesellschaftlichen Antifaschismus bestimmt: Der 8. Mai sollte als Tag der Befreiung gewürdigt werden. Es gingen mehrere Jahre ins Land, bis das politische Establishment der Berliner Republik vollends »den Mehrwert des Schuldbekenntnisses«10 erkannt hatte. In dieser Hinsicht überlebte die Bonner Republik – in Gestalt von Helmut Kohl – die DDR um ganze acht Jahre. 1995, zehn Jahre nach der Rede von Weizäckers, erklärte der ewige Kanzler: »Niemand hat das Recht festzulegen, was die Menschen in ihrer Erinnerung zu denken haben«.11 Was der hellsichtige von Weizäcker besser als Kohl verstand und was Alexander Gauland nur mit dem Verrat an seinem Traum von einer Volkssouveränität akzeptieren kann, ist nicht weniger als die Wiedergeburt der deutschen Volksgemeinschaft nach dem Nationalsozialismus. Es war die Rehabilitierung der durch die Geschichte gänzlich verdreckten Ideen von Familie und Heimat als schützende Kollektive. »Beide nämlich«, so Uli Krug, »salviert das geläuterte Deutschland, bereinigt sie vom Makel der Vergangenheit, nicht, indem es sie verschweigt, sondern indem es in ihr schwelgt, narrativiert und personalisiert.«12 Wie sehr die Volksgemeinschaft der Berliner Republik unter etablierten Parteien Konsens geworden war, zeigte nicht zuletzt das Aufkommen einer Partei, die sich, und das für viele Wähler scheinbar glaubwürdig, als fundamentale Alternative gegenüber jenem Konsens präsentieren kann.

Die AfD muss gegen die Berliner Republik und von Weizäcker mobilisieren, weil ihre Konzeption einer Volkssouveränität nicht mit einer postnazistischen Volksgemeinschaft denkbar ist, die in die Institutionen des Parlamentarismus eingehegt wurde. Denn die »Ausstellung der Schande« (Martin Walser), durch die sich die Berliner Republik als geläuterter Global Player inszeniert, belegt, dass das Volk als solches fehlbar ist und eines demokratischen Rahmens bedarf. Genau dieser künstliche Rahmen, das von den Vereinigten Staaten auferlegte System des Rechts, steht über dem Lebhaften des Politischen – wie es von Carl Schmitt und seinen Anhängern gedacht wird. Auch die CDU der Bonner Republik und Helmut Kohl konnten mit der »List der Vernunft« (Hegel), die im Erlangen eines Sieges durch die Akzeptanz einer Niederlage steckt, wenig anfangen. Erkannte sie doch, dass die Erinnerungen der Bevölkerung – insbesondere der eigenen Wählerschaft – an den 8. Mai noch viel zu lebhaft und die erlebte Trauer über die brutale Zerschlagung des eigenen mörderischen Traums zu tiefgreifend war, als sie ernsthaft daran denken konnten, Oma, Opa oder Hans-Peter glauben zu machen, dass man befreit worden wäre. Die CDU der Bonner Republik wusste sehr gut, dass Saul Friedländer mit seinen Beobachtungen aus dem Jahre 1945 Recht hatte. Sie bedienten ihr ex-nazistisches und ihr ins Private gekehrtes Klientel so gut es ging, indem beispielsweise der Traum von der Eroberung Moskaus, eingebettet in das „Sternen und Streifen Banner“, weiterleben konnte.

Als im November 1989 die Mauer fiel und im Schnellverfahren die ehemalige SBZ an die Bundesrepublik angeschlossen wurde, offenbarten sich die unter Westbindung und Sowjettreue fortwesenden Kontinuitäten in Städten wie Solingen, Mölln, Rostock-Lichtenhagen oder Hoyerswerda. Fortan nahm es die radikale Linke selbst in die Hand. Ob in Recherche- oder Sportgruppen, stets wurde dem pädagogischen Verständnis ihre Strategie des Dialogs entgegengehalten: »Was wir reichen sind geballte Fäuste, keine Hände.«13 Die Selbstorganisation jenseits von Parteien wurde durch bundesweite Organisationen und lokale Hochburgen postautonomer Strukturen ermöglicht: ein militantes Netzwerk, das sich erfolgreich dem Zugriff des Staates entzog. Fast ein Jahrzehnt konnte der revolutionäre Antifaschismus sich als linksradikale Praxis abseits von ostalgischem ML-Kitsch und mit explizit artikulierter Staatsferne etablieren, um gegenüber Deutschland und seinen Nazis – im wahrsten Sinne des Wortes – schlagkräftig, autonom und handlungsfähig zu bleiben. Doch alles war, wie so viele linksradikale Bewegungen, nur von kurzer Dauer.

Der Antifa-Sommer 2000 und der damit einhergehenden Etablierung der Berliner Republik als antifaschistischer Gedenkweltmeister, das Aufkommen des Rechtspopulismus und -extremismus in ehemals von Deutschland besetzten Ländern bzw. in Ländern, die gegen den Nationalsozialismus kämpften, führten zu einer Verschiebung der Wahrnehmung. Die gezielte Tötung von Kaukasiern auf offener Straße in Moskau durch russische Neonazis, das Aufkommen des Front National, der Versuch der Islamischen Republik Atombomben herzustellen, die gesellschaftliche Ausgrenzung der Sinti und Roma in Osteuropa, die Wahl von George W. Bush jr. oder die tiefgreifende Ablehnung von Homosexualität im katholischen Polen verführten zur irrigen Annahme, dass zumindest bestimmte Regionen Deutschlands eine Oase des Glücks darstellen, zu dessen Verteidigung die kategorische Staatsferne aufgegeben werden konnte. Dass diese angebliche Liberalität zu einem großen Stück einer wirtschaftlichen Situation geschuldet war, die nur dank der großzügigen Hilfe der US-Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg ermöglicht wurde und in Krisenzeiten stets als Erstes vom postnazistischem Staat und seinem Volk geopfert würde, wurde verdrängt.

Bereits zwei Jahre nach dem als Aufstand der Anständigen ausgerufenem Antifa-Sommer konstatierte das Antifaschistische InfoBlatt (AIB): »Der rechte Rollback auf allen Ebenen trifft viele unabhängige Antifas unvorbereitet.« Das Fachmagazin, dessen ästhetische Nähe zur Militanz ihm den zivilgesellschaftlichen Erfolg von Der Rechte Rand bis heute verwehrt, sah die antifaschistische Bewegung durch den Zusammenbruch der überregionalen Organisierung als »dramatisch geschwächt« an. Die Redaktion stellte nüchtern fest, dass »subjektive, alle Sicherheitskriterien und Ideen von Kollektivität außer Acht lassende Aktionsbeschreibungen z.B. bei Indymedia ein schlechter Ersatz für gemeinsame, überregionale Diskussionen, Analysen und durchdachte Kampagnen« seien. Vor allem die »Streicheleinheiten der Zivilgesellschaft« und das Offenlegen von Strukturen, »die nicht an die Öffentlichkeit gehören« wurden als Todeskuss einer Bewegung gesehen, deren cleverer Teil das kleine Schwarze nach dem Studienabschluss erfolgreich gegen ein Sakko tauschen konnte und nun erfolgreich in Zivilgesellschaft macht. Die Floskel »Antifa in der Krise«, dass verrät ein kurzer Blick in das Archiv des AIB, ist seitdem in der Publikation häufiger zu finden.14

Das AIB erkannte, anders als es das notwendig falsche Bewusstsein der berufstätigen Ex-Linksradikalen zulassen könnte, dass die Zivilgesellschaft nicht als anti-staatlicher Akteur, Arbeitgeber oder Kooperationspartner einer linksradikalen Bewegung zu sehen ist. Sie ist vielmehr als gegensouveränistische Verlängerung des Staates zu verstehen, die einen Beitrag zur Konstitution der deutschen Souveränität leistet.15 Die Zivilgesellschaft ist selbst verstaatlicht, denkt in den vom Staat gesetzten politischen Kategorien des Rechts und greift dem Staat dort unter die Arme, wo dieser seit der rot-grünen Entschlackungskur selbst nicht mehr aktiv werden kann oder will, was sich besonders im ehrenamtlichen Engagement äußert. Natürlich steht die Zivilgesellschaft nicht Seite an Seite mit dem Verfassungsschutz oder der Polizei, aber gerade durch diesen synthetisierten Widerspruch von Freiheit und Zwang konstituiert sich die deutsche Souveränität und die Legitimation durch Partizipation der Bevölkerung. Wenn sich die Zivilgesellschaft einmal zur Polizeikritik hinreisen lässt, dann bewegt sich diese auf einer rein inhaltlichen Ebene der Ausgestaltung des staatlichen Gewaltmonopols, wodurch die Existenz der Gewalt bereits verdrängt und der Staat fetischisiert wurde. Nicht nur sorgt die Zivilgesellschaft so für ein ruhiges Hinterland, welches ein außenpolitisch umtriebiger deutscher Staat dringend benötigt. Sie leistet auch die Resteverwertung einer sich einst revolutionär gebärdenden Jugendbewegung und ihrer wichtigsten Protagonisten. Die #Antifa ist staatstragend geworden und hat sich mit der Polarisierung der Gesellschaft durch die AfD auf die Seite von Weiszäckers, der Berliner Republik und des postnazistischen Sozialpakts geschlagen. Als Alexander Gauland daran erinnerte, dass das deutsche Volk am 8. Mai eine Niederlage erlangte, wurde dies in den sozialen Medien mehr als deutlich.

Nationalfeiertag oder Staatskritik

Denen, die sich mit diesem Label ins politische Geschäft begeben und mit dem Slogan Wer nicht feiert, hat verloren das Ablassgeschäft mit der deutschen Kollektivschuld ritualisiert haben, kam Gaulands Äußerungen gelegen, um die eigene politische Agenda voran zu treiben. Die Forderung? Der Tag der Befreiung solle zum Nationalfeiertag werden, wodurch sich eine ganze Nation als Gemeinschaft von WiderstandskämpferInnen und ihren Nachfahren inszenieren, gleichzeitig das Erbe des NS auf das dunkle Deutschland und seine blaue Partei abgespalten werden könne. Die Diskrepanz zwischen denen, die 1945 befreit wurden, und denen, die als Teil der deutschen Nation diese Befreiung feiern, ist himmelschreiend. Als Testemonial für diese Kampagne kürten sie die Holocaust-Überlebende und bekennende Antizionistin Esther Bejarano. Der mit dieser Entscheidung einhergehende Verrat an jenem Land, das als einziges der Welt die richtigen Konsequenzen aus dem Nationalsozialismus zog und noch heute dafür sorgt, dass Juden niemals wieder unbewaffnet ihren Peinigern gegenüberstehen sollen, ist den Adepten des deutschen Antifaschismus nicht einmal aufgefallen.

Mit der Forderung eines Nationalfeiertages ist man endgültig erwachsen geworden. Man hat die eigene Militanz als »linksradikale Kinderkrankheit« (Lenin) erfolgreich kuriert. Während der autonome Aktionismus zur Jugendsünde oder dem Erwerb von soft skills herabgewürdigt wird, hat man Staatskritik erfolgreich in eine materialistische Staatstheorie und damit zahnlose akademische Disziplin verwandelt. Der Abgesang auf das Konzept des revolutionären Antifaschismus war die Grundlage für eine erfolgreiche Integration in die wiedergutgewordene Zivilgesellschaft, als deren human ressources und brainpool sich die einstigen Antifas heute sehen.16 Zwang einen die praktische Militanz zur Staatsferne, hat man mittlerweile das Prinzip Georg Elser ausgerechnet gegen den Antifaschismus von KPD und SED getauscht, von dem jener so bitter enttäuscht wurde. Indem man gegen AfD und für Nationalfeiertage breite Bündnisse schmiedet und die Einheit eines aufrechten, guten, anständigen und anderen Deutschlands beschwört, unterscheidet man sich im Konformismus nicht mehr von den marxistisch-lenistischen Traditionslinken, gegen die man als Jugendbewegung aufbegehrte. Letztere übrigens haben in Gestalt der DKP der breitgefächerten Bündnispolitik von einst eine strikte Absage erteilt. Wenn man Nie Wieder sagt, dann dünkt man sich heute noch bedeutend klüger als jene mit ihrem Nie wieder Krieg. Doch wie der Marxismus-Leninismus hat man selbst seinen Frieden mit dem deutschen Staat gemacht. Die #Antifa-Haltung erinnert nur noch vom Namen her an ihren Ursprung. Sie ist notwendig falsches Bewusstsein all jener, die in der Zivilgesellschaft oder den deutschen Parteien ihr Geld verdienen, den karrieretechnischen Bedürfnissen entsprechend zurechtgestutzt worden sind.

Dass die breite Kampagne für den Nationalfeiertag auf wenig bis gar keine Resonanz stieß, zeigt vor allem eins: Der deutsche Staat hat es nach dem Antifa-Sommer 2000 und dem Willkommens-Sommer 2015 längst nicht mehr nötig, international zu Kreuze zu kriechen. Ohne dass es allzu große Aufmerksamkeit erzeugen würde, kann mittlerweile frei von der Leber weg Israel für sein nationalistisches und egoistisches Gedenken an die Shoah kritisiert werden. Ganz so, als wäre die Notwendigkeit eines nationalen Egoismus der Juden nicht die einzig mögliche Antwort auf einen allgegenwärtigen Antisemitismus in einer Welt von Staat und Kapital. Dieser Aufstieg Deutschlands, vom Juniorpartner der USA zum Hegemonen innerhalb Europas, verlief nicht gradlinig, erst recht nicht reibungslos, führte letztlich aber zum Erfolg. Der dritte Griff zur Weltmacht der vor 75 Jahren besiegten Volksgemeinschaft wird kaum auf militärische Mittel zurückgreifen.17 Niemand begeht dreimal denselben Fehler. Der Krieg der deutschen »Anti-Nazis«, von dem Walter Loeb im Eingangszitat sprach, wird mit friedlichen Mitteln geführt. Er zielt direkt auf das Herz der Bestien. Im Bündnis mit Schurkenstaaten wie der Islamischen Republik Iran, autoritären Regimen wie Russland und atheistischen Diktaturen wie der Volksrepublik China robbt sich Old Europe unter Führung Deutschlands langsam, aber sicher an der Hegemonialmacht USA vorbei.

1 Walter Loeb: Deutsche Propagandisten in Curt Geyer, Walter Loeb u.a. : Fight for Freedom – die Legende vom anderen Deutschland. Freiburg, 2009, 95-104, hier 103.
2 Ausführlicheres zum staatstragenden Antifaschismus siehe: Redaktion Antideutsch.org: Antifa heißt nicht Zivilgesellschaft in Jungle World 2020/26.
3 In der Regierungsperiode von Rot-Grün 1998-2005 betrifft dies verschiedene Generation des linksradikalen Protestes. Neben den ehemaligen Spontis, die nun auf den Regierungsbänken Platz nahmen, waren es ehemalige Antifas und Autonome, die die neugeschaffenen Stellen innerhalb der Zivilgesellschaft annahmen. Beide Generationen folgten so dem unsäglichen Diktum: Wer mit 19 kein Revolutionär ist, hat kein Herz. Wer mit 40 immer noch ein Revolutionär ist, hat keinen Verstand.
4 Walter Benjamin: Über den Begriff der Geschichte (Werke und Nachlass Band 19), Berlin, 2010, 96.
5 Siehe dazu: The Future is Unwritten: Gestern radikal – heute Landtagswahl in konkret2019/09. Online: https://www.unwritten-future.org/index.php/gestern-radikal-heute-landtagswahl/
6 Mit Willy Huhn ließe sich argumentieren, dass in der deutschen Sozialdemokratie 1918 gar kein Umschwung gegen die Revolution stattgefunden habe und die Parteielite weder ein ernsthaftes Interesse an der Marxschen Kritik noch an revolutionären Erhebungen hatte. Als Belege führt er dazu nicht nur die nationalistische Positionierung 1914 an, sondern deren generelle auf die staatliche Politik ausgerichtete Struktur. Siehe dazu: Willy Huhn: Der Etatismus der Sozialdemokratie – Zur Vorgeschichte des Nazifaschismus. Freiburg, 2003.
7 Näheres zur Rolle von Beneš im Londoner Exil: Florian Ruttner: Pangermanismus – Edvard Benes und die Kritik des Nationalsozialismus. Freiburg, 2019.
8 Zur FightForFreedom-Gruppe siehe: Geyer et al. 2009. Darin befindet sich auch eine historische Einordnung durch Jan-Georg Gerber und Anja Worm.
9 Fritz Bieglik, Curt Geyer, Carl Herz, Walter Loeb, Kurt Lorenz & Bernhard Menne: Der Kampf gegen den Nationalismus in der deutschen Arbeiterbewegung muß von vorne begonnen werden. Erklärung der Fight-for-Freedom-Gruppe vom 2. März 1942 in: Geyer et al. 2009, 65-70, hier 67.
10 Uli Krug: Böser Adolf, guter Richard in Bahamas 71/Sommer 2015.
11 Zitiert nach: ebenda.
12 Ebenda.
13 Brothers Keepers: Adriano (Letzter Warnung).
14 Alle Zitate im vorherigen Absatz aus: Antifa in Bewegung. In Antifaschistisches Infoblatt 56/02.2002. Online: https://www.antifainfoblatt.de/artikel/antifa-bewegung
15 Hier ist der aktuellen Blattlinie der Bahamas explizit zu widersprechen, wenn sie die Zivilgesellschaft für ein Untergraben der Souveränität kritisiert und sich im politischen Spiegelspiel auf die Seite des Souveränismus schlägt. Ausführlicheres dazu: Redaktion Antideutsch.org: Clash of what…? Online: https://antideutschorg.wordpress.com/2019/05/21/europwahl/
16 Wie sehr ehemalige AntifaschistInnen in der Zivilgesellschaft angekommen sind, zeigt sich, wenn in öffentlich-rechtlichen Medien über Antifa gesprochen wird und dabei Beschäftigte des akademischen Betriebs zu Wort kommen, deren Themenwahl und Alter zumindest Berührungspunkte mit dem militanten Antifaschismus der Neunziger nahelegen. Beim Deutschlandfunk wird zum Beispiel offen ausgesprochen, was hier polemisch formuliert wurde: »Viele professionell und halbprofessionell arbeitende Fachjournalistinnen texten für Internetseiten und soziale Medien. Es gibt etablierte Archive, Vereine, die aus antifaschistischen Strukturen hervorgegangen sind.« (Schnee, Philipp: Zwischen Engagement und Gewalt. Online: https://www.deutschlandfunk.de/mythos-antifa-zwischen-engagement-und-gewalt.724.de.html?dram:article_id=463089 )
17 Lesenswert dazu: Ilka Schröder (Hg.): Weltmacht Europa – Hauptstadt Berlin? Hamburg, 2004.

Gespräch über wütend-sublimierende Kritik

Anlässlich der Wiederveröffentlichung der Doktorarbeit Wolfgang Pohrts im Rahmen der gesammelten Werke haben wir mit dem Mitherausgeber Arne Kellermann einige Gedanken und Diskussionen über die Theorie des Gebrauchswerts wieder aufgegriffen, die im Zuge seines kurzen Vortrags auf unserer Pohrt-Gedenkveranstaltung im April aufkamen. Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir bereits mit Klaus Bittermann gesprochen. Ein Großteil des Abends – darunter die Vorträge von Arne Kellermann und Klaus Bittermann – wurde aufgezeichnet und veröffentlicht.

antideutsch.org: Du hast mit Klaus Bittermann den kürzlich erschienenen ersten Band der Pohrt-Werke herausgegeben. Auf dem von uns organisierten Abend im Gedenken an Wolfgang Pohrt hast du die Einleitung der 1976er Version vorgelesen – warum erschien Dir diese passender als die von 1995?

Arne Kellermann: Also: erstmal muss ich sagen, dass ich den Ausdruck „passender“ hier unpassend finde: Die Einleitung von 1976 ist in der Gegenwart nicht passender als die von 1995. Wie ich im Editorischen Nachwort für die jetzige Werkausgabe festgehalten habe: „So [wie 1976] war schon 1995 nicht mehr zu schreiben.“ Für Eure Veranstaltung jedoch hatte ich mich entschieden, die alte Einleitung vorzulesen, weil sie helfen kann, sowohl Pohrts Werk als auch unsere eigene Zeit zu begreifen. Pohrts Pointe war es hingegen nicht, die eigene Zeit bloß zu begreifen, sondern er kämpfte – vornehmlich durch seine Schriften – dafür, dass die Menschen ihre Zeit dazu nutzten, gesellschaftliche Befreiung zu verwirklichen. Heute scheint mir diese Perspektive unter dem Schrottberg neoliberaler Geo-Polit-Ökonomie vollkommen verschütt‘ gegangen zu sein. So schien es mir wichtig, die Einleitung von 1976 – also vom Anfang der neoliberalen Epoche – vorzutragen, weil Pohrt da noch anders gegen die kapitalistische Welt polemisiert hatte. In dem Text findet sich ein unnachahmlicher Gestus von „Empörung“ – das Wort kann man ja heute kaum noch gebrauchen –, der aber tatsächlich nicht auf bloßen Moralismus hinauslief, sondern auf die revolutionäre Veränderung der Welt.

Du sprichst hier wieder selbst den Neoliberalismus als Epoche an. Du hattest auf der Veranstaltung Pohrt den Revolutionär des Neoliberalismus genannt und jetzt redest Du wieder von der revolutionären Veränderung der Welt – die Bezeichnung fand ich damals interessant. Meinst Du aber nicht, dass Pohrt gerade im Angesicht der deutschen Bewegungen berechtigten Schrecken vor einer revolutionären hatte?

Klaus Bittermann sagte mir, dass Pohrt mit einer solchen Bezeichnung wohl nicht einverstanden gewesen wäre. Wenn ich aber eben schon gesagt hatte, dass mir die alte Einleitung so wichtig ist, um unsere Zeit zu begreifen, dann geht es mir bei der Bezeichnung nicht so sehr darum, Pohrt beim Buchstaben zu nehmen, sondern seine Stoßrichtung zu begreifen. Und dafür ist die Einleitung von 1976 äußerst hilfreich. Wenn ich sage, dass Pohrt der Revolutionär des Neoliberalismus war, dann meine ich ja nicht, dass er sich jeden Tag eine Barrikade gesucht hätte, sondern vor allem, dass der durchgehende Impuls seines Schreibens darauf ging, die Menschen noch vor sich erschrecken zu lassen, um ihnen – wie Marx sagt – Courage zu machen. Und zu diesem Zweck hat Pohrt sich nach der Theorie des Gebrauchswerts nicht mehr so sehr in die Theorie gestürzt, sondern politisch-kulturellen Phänomenen seiner Gegenwart zugewandt. In diese hat er auf unterschiedliche Art und Weise versucht, derart einzugreifen, dass es vielleicht doch noch einmal klappen könnte.

Auf unserer Veranstaltung wurden ja Texte aus dem gesamten Werk Pohrts vorgetragen, das von Klaus Bittermann in vier Phasen unterteilt wurde. Bestimmen die Phasen diese jeweils unterschiedliche Art und Weise?

Genau. So weit ich das beurteilen kann, ist Bittermanns Unterscheidung vollkommen richtig. Tragend für diese Veränderungen bleibt aber meines Erachtens der revolutionäre Impuls, der sich eben immer wieder an der Gegenwart abgearbeitet hat. Wenn ich vom Neoliberalismus spreche, dann darf man das ja auch nicht als vollkommen gleichförmige Epoche verstehen: Im Neoliberalismus gab es sehr wohl Veränderungen, deren immanenter Hässlichkeit Pohrt sich jeweils entgegengestellt hat. Dennoch kann man, denke ich, einen durchgängigen Zug seiner Texte ausmachen. Vielleicht kann ich das anhand des Anfangs unseres Gesprächs verdeutlichen: Pohrt hätte sich niemals einen solch miesen Kalauer wie das Unpassende des „passenden“ erlaubt; auch hätte er sich nicht eines altväterlichen „Also“ bedient. Der müde Witz produziert doch nur das Einverständnis mit der langweiligen Welt; das anmaßende „also“, was von alpha bis omega die Allwissenheit über die Buchstabenwelt suggeriert, indem es von ALLem her kommend, SO die Welt hinter sich zu wissen vorgibt. Das selbstherrliche Gefühl konformistischen Aufmuckens war doch gerade das, was die Welt im Kapitalismus gefangen hält. Wichtiger für das, was ich mit dem Revolutionär des Neoliberalismus meine, scheint mir aber noch ein dritter Punkt zu sein: Pohrt hatte sehr früh verstanden, dass sich der zurückgeschlagene Befreiungsimpuls von ’68 ein gemütlicheres Zuhause suchen würde. In der Einleitung von ’76 schreibt er etwa von der „Neuen Subjektivität“, die sich innerhalb der gegebenen Welt Autonomie vormachen will. Revolutionär war es im Neoliberalismus eben, solche Pseudoautonomie jeweils auf ihre materiellen Grundlagen zurück zu verweisen und den Pseudosubjektiven bissig ihre Selbstherrlichkeit um die Ohren zu hauen. Heute verliert man sich hingegen in solchen viertel-gebildeten Wurstigkeiten, wie etwa über das alpha und omega des „also“ zu schwadronieren.

Genug also von solch leerlaufender Selbstbezüglichkeit – das ist doch affig! Wolfgang Pohrt bemerkt im Vorwort der 1995er Einleitung („twenty years after“), dass das mit den Worten „dem akademischen Marxismus zum Gedächtnis“ vorangestellte Zitat mittlerweile obsolet sei. Diese Bemerkung erscheint sinnbildlich für den Unterschied zwischen 1995 und 1976. Aus heutiger Sicht muss man feststellen, dass der akademische Marxismus zurückgekommen ist – wenn er auch das revolutionäre Potenzial mittlerweile endgültig domestiziert hat. Welchen Beitrag kann die Wiederveröffentlichung (inklusive der vergleichenden Gegenüberstellung) zur heutigen Auseinandersetzung mit Marx leisten?

Erstmal muss ich Dir vollkommen Recht geben: es ist affig. Und ich denke, das gilt auch für nahezu all das postkulturelle Zeugs, das heute produziert wird und zu dem ich auch den (akademischen) Marxismus zählen würde. Kritische Theorie – von Marx, über Horkheimer und Adorno bis zu Pohrt – hatte ja immer versucht, die objektiven Möglichkeiten guten Lebens der jeweiligen Gegenwart mit dem zu konfrontieren, was deren Verwirklichung gewaltvoll und herrschaftlich den Weg abschnitt – und solchen Gegensatz eben bis in die Subjekte hinein zu verfolgen. Wie aber für jene neue Subjektivität gilt, dass sie ja nicht einfach das offen Inhumane angestrebt hatte, so sollte man wohl auch nicht allzu harsch mit dem akademischen Marxismus ins Gericht gehen: Teil der neuen Subjektivität war ja nicht nur, dass man sich in esoterischem Raunen verlor, sondern auch Kämpfe innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise geführt hat, die – wie die Frauenemanzipation, oder die relative Zurückdrängung von Homophobie und Xenophobie – Individuen ein glückenderes Leben beschert haben. Ebenso stimmt es, dass der akademische Marxismus die eine oder andere Pointe herausgestellt hat, inwiefern Marx wirklich immer schon Besseres meinte als den Stalinismus. Dass er auch zeigen konnte, wie provisorisch manche „Grundwahrheiten des Marxismus“ für Marx selber gewesen sind, ist nicht vollkommen bedeutungslos. Pohrt selbst hatte aber – auf der Veranstaltung in der Volksbühne 2012 – darauf hingewiesen, wie weit etwa die ansatzweise realisierte Frauenemanzipation vom Ziel einer Befreiung zur Menschheit entfernt blieb. Und damit traf er nicht nur das – trotz allem – Partikulare der seitherigen Befreiungsbewegungen, sondern auch, dass kaum noch etwas gedacht wird, was wirklich – marxistisch oder nicht – auf eine solche Befreiung zur Menschheit hinausdeutete. – Das Wort von der „Befreiung zur Menschheit“ kommt nun aber schon wieder von mir. Vielleicht darf ich das dafür nutzen, zu meiner Einschätzung über die Bedeutung der Neupublikation zu kommen.

Nur zu, wir bitten darum.

Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich finde, dass die Frage nach der Bedeutung für eine „heutige Auseinandersetzung mit Marx“ schon an dem vorbei geht, was das Wichtige an Pohrts Schrift war: dass die Frage eigentlich selbst schon Richtung akademischer Marxismus geleitet. Kolja Lindner hatte zum Neuerscheinen der Theorie des Gebrauchswerts 1995 eine lange Rezension verfasst, die sich auch online findet. Dort kann man nachlesen und nachempfinden, was der kluge akademische Marxismus zu Pohrt zu sagen hätte: Einige Dinge (in Marx‘ Werk) hatte Pohrt nicht beachtet; einige andere Fluchtlinien der kapitalistischen Entwicklung hätte er anders fassen müssen etc. Ich habe die Rezension mit Gewinn und mit Ekel gelesen. Wenn Lindner etwa meint, dass Pohrt sich doch lieber Überlegungen hätte hingeben sollen, die seiner Zeit die Regulationstheorie hervorbrachte, dann muss ich sagen, dass es unser Glück ist, dass er es nicht getan hat: Die Frage danach, wie der Kapitalismus sich nun wieder reguliert, mag zwar zur Produktion traditioneller Theorie sinnvoll sein; wahr – im Sinne eines Widerspruchs gegen das Fortwähren gewaltgrundierter Unfreiheit – ist sie aber nicht. Zurück zum akademischen Marxismus von heute – um es knapp zu sagen: Der heutige akademische Marxismus wird sich mit Pohrts Schrift einfach gar nicht auseinandersetzen. Ob es ihm helfen würde, mag ich nicht zu sagen: Die Regalmeter Marx-Philologie von heute finde ich – nach dem, was ich davon kenne – zu uninteressant, um mich intensiver damit zu beschäftigen. Einzig interessant fände ich die Frage, wie uns die Wiederveröffentlichung für eine politisch-emanzipatorische Auseinandersetzung mit der Welt, in der wir (über)leben, helfen könnte.

Dass eine Auseinandersetzung mit Marx, die sich nicht mit der Welt auseinandersetzt, völlig an dem vorbei geht, was Kritik der politischen Ökonomie oder kritische Theorie intendiert haben – da sind wir voll bei dir. Es ist ja gerade die Krux an Marxismus und Marx-Philologie, dass die Abscheulichkeiten der Welt, in der wir leben, meist nur als Gegenstand erscheinen, auf den eine Methode angewendet wird. Stattdessen müsste ja jede Auseinandersetzung mit Marx sich an dessen kategorischen Imperativ – das Existenzialurteil von dem die kritische Theorie Horkheimers ausgeht – orientieren und auf radikale Abschaffung das unwahren Ganzen statt auf dessen Theoretisierbarkeit zielen. Du meinst also, dass die alte Einleitung genau in diesem Sinne interessant ist? Also sich von der Masse an akademischen Arbeiten über Marx darin unterscheidet, dass sie eben nicht nur von bloß historischem Interesse ist?

Ja, unbedingt. Aber das bedeutet eben auch, dass man sich mit der vorausgegangenen Geschichte der Gewalt auseinandersetzen muss. Wenn ich sage, dass Pohrt der Revolutionär des Neoliberalismus war, dann will das unter anderem darauf hinaus, dass wir nicht mehr im Neoliberalismus leben. Dieser endete 2007/08. Was in der Einleitung von 1976 deutlich wird, ist – ex negativo –, dass der Neoliberalismus wesentlich eine Epoche der Moralisierung und Kulturalisierung gesellschaftlicher Widersprüche war, die man sich leisten können musste. Und – zumindest im „Westen“ – auch konnte. Und das ist ein entscheidender Punkt, der etwas mit jener Geste der Empörung zu tun hatte: Die Leute, die sich heute auf Pohrts Theorie des Gebrauchswerts berufen, sind auch die Wortführer einer Denunziation moralischer Kritik am Kapitalismus. Frappierend war für mich bei meiner ersten Lektüre von Pohrts Buch, wie moralisch die Kritik grundiert war. Und das nicht im Sinne politizistischer Moral, sondern das Moment der Moral war selbst notwendig geworden, für eine revolutionäre Kritik am Kapitalismus. Wenn die sogenannten Antideutschen den Kapitalismus heute als geschlossenes System denken und sich dabei auf Pohrt beziehen, dann übersehen sie, dass die Systemhaftigkeit des Kapitals mit dem Beginn des Neoliberalismus gerade dadurch hergestellt wurde, dass die krassesten Verwüstungen dieser Produktionsweise ab 1970 vom Westen in die Welt geschickt wurden. Pohrt befand sich 1976 genau in dem historischen Moment, wo die vulgärste Verelendung Anderen überlassen wurde und die Zerstörung ferne Landstriche betraf. Aber das ist vielleicht noch nicht mal das Neue, auf das Pohrt insbesondere in jener Einleitung zielt: Er nimmt wahr, dass die Menschen anfangen, sich mit dieser Situation abzufinden und sogar Gefallen daran zu finden. Die vollkommene Immanenz des Kapitalismus im Westen gründete damals gerade darauf, dass die Brutalität des Kapitalismus „uns“ primär als moralisches und ästhetisches Problem entgegentrat: Die Verelendenden der (dritten) Welt waren dann doch bald zu weit weg und im sogenannten Systemkonflikt flüchtete man dann eben amoralisch in eine „neue Sensibilität“. 1976 heißt es dazu noch: „Wer vom Kapitalverhältnis, von den Formbestimmungen nicht reden mag, der soll auch über Bedürfnisse schweigen, und umgekehrt.“

Du sprichst hier den Moment der Kritik an der kapitalistischen Totalität an, in dem sie sich selbst im Systematischen (verliert) und den Einzelmenschen aus dem Blick verliert. Das haben ja bereits Jean Amery oder auch Paul Celan gegenüber Adorno angemerkt. Uns scheint es oft, als hätten die meisten, die sich heute als „antideutsch“ bezeichnen, Adornos Diktum „Wer denkt, ist nicht wütend“ einseitig und falsch dahingehend zum Dogma gemacht, dass sie der Wut auf die falsche Einrichtung der Welt jede Berichtigung nehmen, anstatt sie durch Sublimation als einen Motor der Kritik zu betrachten. Und das, obwohl diese Wut eigentlich sehr zentral ist bei Pohrt, Bruhn oder anderen, die als antideutsche Klassiker verstanden werden. Wobei die Kanonisierung als Klassiker, deren Erbe man verteidigen möchte – wie es unlängst von der Bahamas gegenüber dem ISF und der Sans Phrase versucht wurde – wahrscheinlich gerade das ist, was dazu geführt hat, diese Wut zu historisieren, zu domestizieren und schließlich aus dem eigenen Denken zu liquidieren.

Ja, und in gewissem Sinne zwingt uns Pohrt schon 1976 dazu, solche Tendenzen kapitalistischer Ideologie als das zu begreifen, was sie werden wollten: Die moralischen Implikationen fortwährender kapitalistischer Ausbeutung und Gewalt waren damals zentrales Moment von Pohrts Kritik an den Grundlagen des Kapitalismus seiner Epoche. Das deutlichste Beispiel, das ich gerne dafür heranziehe, bezieht sich auf die praktizierte Gedankenfreiheit der „sogenannten Creativen“. 1976 heißt es, dass auch ihnen noch „die Reflexion auf die gesellschaftliche Bestimmung ihrer Tätigkeit wie ihres Produkts verboten [sei]. Sonst würden sie kaum den sich allmählich zu Tode langweilenden Mittelstand mit Urbanität, Ästhetik, Kommunikation und anderen Spielarten der neuen Lebensqualität beglücken wollen, ihm auch keine Creativität und neue Sensibilität einreden, auf deren vermeintlichen Besitz er am Ende gar noch stolz ist, um sich desto behaglicher in seinem Alltag voller kleiner Schandtaten einzurichten, sondern sie würden ihm, wenn er weinerlich Isolation und mangelnde Kommunikation beklagt, Camus’ Losung »Solitaire? Solidaire!« unter die Nase reiben und ihm erklären, daß dies heute heißt, sich für die eigene Schuld am Schicksal der Verhungernden, Abgeschlachteten und zu Tode Gefolterten in der Dritten Welt etwas mehr als nur zu interessieren.“

1995 heißt es da nur noch: „Sonst würden sie kaum den sich krank langweilenden Mittelstand mit Urbanität, Ästhetik, Kommunikation und anderen Spielarten der neuen Lebensqualität beglücken wollen, ihm auch keine Kreativität und neue Sensibilität einreden, auf deren vermeintlichen Besitz er am Ende gar noch stolz ist, um sich desto behaglicher in seinem Alltag voller kleiner Schandtaten einzurichten, sondern sie würden ihn, wenn er Isolation und mangelnde Kommunikation beklagt, an Camus’ Losung »Solitaire? Solidaire!« erinnern.“ – aus dem Zu-Tode-Langweilen, ist die Krankheit erwachsen, in die sich die Westler mittlerweile geflüchtet haben; der Weinerlichkeit, der nur restrevolutionäre Hoffnung ihre Substanz absprechen kann, sollte noch etwas unter die Nase gerieben werden – eine Geste, die heute wohl nur noch als autoritär wahrgenommen würde. Entscheidend ist aber die Formulierung, dass man sich eben „etwas mehr als nur zu interessieren“ hätte. Pohrt bringt dies eloquent und treffend mit jener Langeweile – dem subjektiven Ausdruck der Zerstörung des Gebrauchswerts – zusammen. Aber gerade dafür war emanzipatorische Kritik des Kapitalismus daran gebunden, die Opfer jenseits des eigenen Nationalstaats auch – eben: mehr als – wahrzunehmen.

Das bringt uns zurück zu einer anderen Frage: An besagtem Abend ging es häufiger um das „revolutionäre Feuer“ beziehungsweise darum der „Utopie in der Negation die Treue zu halten“ und es wurde gefragt, wie viel davon im Spätwerk Pohrts noch zu finden sei. Dass die Erstveröffentlichung hoffte, ein schwelendes Feuer weiter anzufachen, wird im Rückblick, den Pohrt 1995 geworfen hatte, deutlich. Ist dir bekannt, wie er in den letzten Jahren seines Lebens auf den Sinn und Zweck der 1995er Ausgabe blickte; welches Verhältnis er darin zur Utopie und Revolution entwickelte? Welchen Sinn und Zweck würdest du ihr zuschreiben, welches Verhältnis zur Revolution und Utopie erblickst du darin?

In dem genannten „Editorischen Nachwort“ heißt es dazu knapp, dass Pohrt „Anfang 2000 das Interesse an dem Buch verlor“; dabei berufe ich mich auf eine Aussage von Klaus Bittermann. Selber kann ich dazu nicht viel mehr sagen, weil ich mit Pohrt über diese Dinge nie habe sprechen können. Zu seiner Perspektive auf Utopie und Revolution würde ich auf eines seiner letzten Bücher verweisen, wo er ungefähr schreibt, dass von Sozialismus erst wieder zu sprechen sein wird, wenn sich die Lebensbedingungen im Westen denen Ugandas angeglichen haben werden. Man könnte das resignativ nennen; meiner Meinung nach findet sich aber selbst hier – trotz einiger problematischer Aspekte von Pohrts späteren Schriften – noch jene revolutionäre Geste, von der ich sprach – wenn auch eben wieder in „aktualisierter“ Form: Die objektiven Fluchtlinien des Kapitalismus am Ende der neoliberalen Epoche werden gesehen und die potentiellen Leser mit ihrem Verhältnis dazu konfrontiert. Dass „wir“ es nicht darauf hinauslaufen lassen werden, dass sich der Kapitalismus bloß „gesetzmäßig“ realisieren wird, ermöglicht uns noch einmal davor zu erschrecken, wohin wir auf Reisen gehen werden – nicht zuletzt aufgrund unserer eigenen Barbarisierung. Das moralisch-Selbstherrliche unseres Weltverhältnisses, das wir uns in der neoliberalen Epoche antrainiert haben, schlägt uns Pohrt nunmehr aus der Hand, gerade indem er uns auf die Verhärtung stößt, die sich in dem sicheren Gefühl ausspricht, dass „der Westen“ und also wir jene Angleichung auf gar keinen Fall zulassen werden. Die Universalität der Moral, die 1976 noch offener Bezugspunkt der Polemik war, wird indirekt angespielt, wenn Pohrt uns noch die eigene Bereitschaft zum nächsten Schritt der Barbarisierung vorfühlen lässt.

Ein ähnlicher Punkt ist es auch, den ich an der Publikation der Einleitung von 1976 heute für bedeutsam halte: Durch ihre Lektüre kann man sich vors Denken führen, welche Schritte der Barbarisierung wir seither schon gegangen sind. Im Kontrast zwischen der Einleitung von 1976 und 1995 und deren Verhältnis zum Text selbst, lässt sich einerseits nachvollziehen, was die geo-polit-ökonomischen Grundlagen für die Entwicklungen nach 1975 gewesen sind und andererseits, wie sich die Affirmation der siegenden Ohnmacht im Westen in der Wunschlosigkeit der Leute hier niedergeschlagen hat. Utopisch – also ortlos – ist die Revolution ja geworden, weil die Wohlhabenden sie zu der Zeit, in der sie sie sich hätten leisten können, nicht gemacht haben. Was nun noch kommen kann, ist schwierig zu sagen: Die kapitalimmanente Standortkonkurrenz, in der der Westen zu verlieren beginnt, sowie die sukzessive Zerstörung von Überlebensgrundlagen scheinen da kaum Perspektiven zu lassen. Ich sagte vorhin, dass der Neoliberalismus nach 2007/08 endete; für die Gegenwart hätte ich keinen Namen anzubieten. Begrifflich – an Hegels Terminologie anschließend – würde ich sagen, dass die Barbarisierung, die sich in der neoliberalen Epoche an-sich durchgesetzt hat, nun zum für-sich wird; dass also die ganze implizite Barbarei, die Grundlage unseres Lebens gewesen ist, von nun an eben mit Bewusstsein durchgezogen wird – aus Barbarisierung entspringt eine Faschisierung und die Verschrottung Griechenlands nach 2010/11; die neuen „sicheren“ Drittstaaten; Trump; Orban usw. sind Phänomene dieser Entwicklung.

Mh, solch rosige Ausblicke – über deren korrekte Begriffe man wahrscheinlich an anderer Stelle noch einmal ausgiebiger diskutieren müsste1 – bringen uns zu einer letzten Frage: Du hattest damals kurz angemerkt, dass Pohrts Arbeit für dich selbst zu einer Flaschenpost wurde. Kannst du das weiter ausführen?

Ebenso: „Mh!“ – einiges davon habe ich ja bereits angedeutet. Neben dem Gesagten und dem Punkt, dass es tatsächlich befreiend ist, unbefangene und sprachlich gelingende Kritik am Bestehenden zu lesen, würde ich sagen, dass er mir durch seine Schriften gezeigt hat, dass man nicht nur – wie Adorno schreibt – „weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen“ lassen, sondern auch trotz der eigenen Idiotie und der Dummdreistigkeit der Herrschaft nicht sich kalt machen lassen darf. Und das gilt auch wortwörtlich: Ein – sozusagen empirischer – Hinweis darauf, dass die neoliberale Epoche 2008 vorbei gegangen ist, findet sich in den Selbstmordstatistiken der USA: Während der neoliberalen Epoche hatte sich die Selbstmordrate auf einem Niveau eingepegelt, das unter dem Höhepunkt um 1970 lag; seit 2006/07 steigt die Rate wieder drastisch an. Bedenkt man dann noch die Menschen, deren Tod unter „death of despair“ rubriziert wird – also die am verzweifelten Drogenkonsum Verreckten –, dann wird deutlich, wie die eigene Ohnmacht gegenüber den Herrschaftsverhältnissen sich ins Subjekt verlagert hat: Die hier einst relativ stillgestellten Widersprüche brechen sich nun neue Bahnen. Um das zu begreifen ist es aber auch sinnvoll, die Idiotie beim Wort zu nehmen: Im antiken Griechenland hatte das Wort idiōtēs eine bloß deskriptive Bedeutung: Idioten waren die, welche vom politischen Leben der Polis ausgeschlossen waren, also vornehmlich Kinder, Frauen und Sklaven. Die Dummheit, von der Adorno sprach, hat sich im Neoliberalismus zum gesellschafts-politischen a priori verallgemeinert: Der Nationalstaatsbürger ab den 70er Jahren war ja gerade der, der sein politisches Leben maximal noch im politischen Rahmen des Nationalstaats geführt hat – und das genau zu dem Zeitpunkt, in dem der Stoffwechsel mit der Natur sich real globalisierte. Im Widerspruch zu dieser objektiven Bornierung hatte Pohrt ’76 gegen die Speerspitze solcher Idiotisierung – eben jene Arbeit der Kreativen – polemisiert. 1995 war solche strukturelle Entpolitisierung scheinbar unhinterfragbar geworden – so haben es etwa die Gewerkschaften selbst im EU-Raum nicht geschafft, sich auf der übernationalen Ebene kapitalistischer Ausbeutung neu zu formieren. Keine Frage, dass sich die Gewerkschaften nach dem Zweiten Weltkrieg schon zu einer staatserhaltenden Institution gemausert hatten; aber dass selbst noch dieser partikularen Interessenvertretung der Lohnabhängigen der Boden wegbrach, machte die Abwendung von einer materiellen Welt, über die man ohnehin nichts Relevantes vermochte, noch verführerischer.2

In einem seiner letzten Bücher schreibt Pohrt dann nüchtern, dass das Schreckwort Globalisierung erstmal bedeute, dass aus Dritte-Welt-Ländern Konkurrenten geworden sind. Bis 2007/08 hatten es die Nationalstaatsbürger im Westen geschafft, aufgrund ihrer Herrschafts- und Ausbeutungsgeschichte, den daraus erwachsenen Produktivkraftvorteilen sowie durch bloße Gewaltdrohung und -anwendung ihre Pfründe zu sichern. Dass „wir“ langsam den Zugriff auf die Überlebensmittel verlieren, treibt die Leute nun in den Wahnsinn: Abgeschnitten von den geo-polit-ökonomischen Grundlagen dieser Dynamik, halten sich die angehenden Faschisten wahnhaft an die politische Form des Nationalstaats, der ihnen einst real ökonomische Sicherheit gewährte, und reden dabei von „unseren Werten“. Die nicht schon vollkommen Einverstandenen hingegen tendieren gerade aufgrund ihrer objektiven Idiotie zur Aggression gegen das Einzige, worüber sie noch etwas vermögen: sich selbst. Die übermächtige Vereisung emanzipatorischer Impulse drängt zu einer kalten Brutalität nach Außen und nach Innen; dank der – wie Du zu Recht betont hast – wütend-sublimierenden Kritik Pohrts an der damaligen Modernisierung der Herrschaft, ließe sich hingegen der mit der objektiven Idiotisierung einsickernden Kälte die Frage nach heutiger Befreiung entgegen halten.

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1Ein Text zu diesem Thema erscheint wahrscheinlich in der nächsten Ausgabe des Distanz Magazins.
2Arne Kellermann bat uns im Nachhinein an dieser Stelle auf einen Artikel von Theodora Becker und ihm zum Thema der Gewerkschaftspolitik hinzuweisen, weil ihm die Ausführungen zur Dynamik der Gewerkschaften zu kurz geraten schienen. – Diesem Wunsch geben wir gerne nach: https://jungle.world/artikel/2018/01/reichtum-angst

Verteidigung der falschen Freiheit.

Der folgenden Text ist der zweite einer Reihe, die versucht Erfahrungen und Debatten wiederaufzubereiten, die von der Redaktion als zentral für die Entwicklung einer eigenständigen antideutschen Kritik gesehen werden. Dabei können wir nicht beanspruchen, eine fertige Definition dieser Form der Kritik vorzulegen, stattdessen wollen wir in erster Linie zur (erneuten) Auseinandersetzung mit ihr und ihrer Entstehungsgeschichte anregen.1 Deren zweiter Teil soll von den historischen Erfahrungen und Reflexionen berichten, die im Zweiten Weltkrieg Materialisten veranlassten, für die USA oder Großbritannien ins Kriegsgeschehen einzugreifen und diese in eine historische Konstellation setzen, die als notwendiger Reflexionspunkt antideutscher Kritik gesehen werden muss:

„Vom Anfang des amerikanischen Titanenkampfs an fühlten die Arbeiter Europas instinktmäßig, daß an dem Sternenbanner das Geschick ihrer Klasse hing.“

– Karl Marx2

„Der Hitlerismus ist kein Naturprodukt, der entsteht kraft der angeborenen Schlechtigkeit der Deutschen. Er ist auch kein Zufallsprodukt, das nur aus der übermenschlichen Genialität eines Einzelnen hervorgegangen ist.“

–– Carl Herz3

I – The revolution comes, but it‘s pretty damn German.

Der Pragmatismus gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika, welchen Dahlmann als Merkmal der kommunistischen Kritik antideutscher Prägung sah,4 hat eine Tradition innerhalb der materialistischen Kritik. Der Beginn dieser Tradition lässt sich bei Karl Marx und Friedrich Engels finden, in deren Kritik ein Bewusstsein für die Unterschiede zwischen deutscher und anglo-amerikanischer Gesellschaft präsent war. So schrieb Marx in der Einleitung Zur Kritik der deutschen Ideologie: „Das vollendeste Beispiel des modernen Staates ist Nordamerika. Die neueren französischen, englischen und amerikanischen Schriftsteller sprechen sich alle dahin aus, daß der Staat nur um des Privateigentums willen existiere, so daß dies auch in das gewöhnliche Bewußtsein übergegangen ist.“5 Die daraus logische Konsequenz ist für Marx und Engels, die neben Kritikern des Kapitals auch Theoretiker der proletarischen Revolution waren,6 eine (partielle) Parteinahme für die fortschrittlichsten bürgerlichen Kräfte gegen Feudalismus und Reaktion: In den USA sahen sie diese in Abraham Lincoln und seinen Gefolgsleuten.7

Das Behaupten einer linearen Bewegung von Marx bis zur gegenwärtigen antideutschen Kritik wäre alles andere als unproblematisch. Nicht nur ignoriert sie implizit denjenigen Bruch, den Auschwitz für jede kommunistische Kritik bedeuten muss, von dem Marx und Engels – trotz all ihrer Kritik an deutschen Verhältnissen – nichts wissen konnten. Diese Erzählung ignoriert auch, dass zwar rückblickend zu erkennen ist, welche von Marx und Engels analysierten historischen Grundbedingungen die deutsche Staatswerdung 1871 oder deutsche Krisenlösung 1914 vorbereiteten und ermöglichten, es jedoch zu keinem Zeitpunkt unmöglich war, dass sich die Geschichte nicht in anderer Form hätte ereignen können: nämlich als tatsächliche vom Menschen als Gattung gemachte Geschichte, welche mit dem revolutionären Ausbruch aus der Vorgeschichte ihren Anfang nehmen würde. Deutlich wird trotzdem bereits an dieser Stelle eine diesbezügliche Erkenntnis, die für die Ausprägung antideutscher Kritik maßgeblich ist: die Zugehörigkeit zu einer materialistischen Denktradition ist nicht als dogmatische Kontinuität, sondern als Kritik, das heißt als Reflexion auf historische Prozesse, zu betrachten. Das gesamte Werk von Marx und Engels zeugt von dieser stetig erneuerten Reflexion auf die Welt, auch wenn Marxisten genau das meistens überlesen. Insofern soll dieser erste Abschnitt des Textes vor allem daran erinnern, dass die (teilweise aktive) Parteinahme für die bürgerlichen Staaten von Kommunisten und anderen Materialisten aus dem deutschen Herrschaftsgebiet nicht aus heiterem Himmel (aus einer bloßen Laune der Protagonisten oder Verrat der Klasseninteressen heraus) geschah, sondern sich aus der kritischen Reflexion im Sinne des historischen Materialismus selbst ergab.

Bereits 1931 erkannte das Institut für Sozialforschung in Frankfurt unter der Leitung von Max Horkheimer die Notwendigkeit, sich vom Marxismus entfernen zu müssen, um das kritische Denken mit Marx weiterführen zu können. Die Erfahrungen der in Deutschland gescheiterten Revolutionen der Jahre 1918/19 ließen die Mitarbeiter des Instituts am ökonomistischen Modell des Marxismus zweifeln. Während Marxisten seit dem Tode Marx damit begannen, am marx‘schen kategorischen Imperativ zu schleifen und mit der Sowjet Union sich ein Herrschaftsapparat auf den Marxismus berufen konnte, hielten sie umso mehr am kategorischen Imperativ Marx‘ und der Notwendigkeit des Umwerfens aller Verhältnisse fest.8 Die neue inhaltliche Ausrichtung des Instituts nahm die Kultur, die Psychologie des Individuums und den politischen Parlamentarismus als Sphären, innerhalb deren sich die kapitalistischen Verhältnisse fetischisieren, in den Blick. Da die Mitglieder des Instituts die marx‘sche Kritik des Kapitals nicht in Frage stellten, waren sie überzeugt, dass die Gründe für das Ausbleiben der Weltrevolution in dieser Fetischisierung liegen müssen. Als – nicht nur im theoretischen Wortsinne – diesbezüglich wegweisend können die von Fromm geleiteten Studien über Autorität und Familie gelten. In einem Gespräch erinnert sich Leo Löwenthal:

„Und als wir die Resultate bekamen, das war wohl Anfang 1931, da ist uns das Herz in die Hose gefallen. Denn auf der ideologischen Oberfläche waren diese guten Sozialdemokraten und linke Zentrumswähler alle sehr liberal und republikanisch, aber auf einer tieferen, psychologischen Stufe war der größte Teil ganz autoritär, mit Bewunderung für Bismarck und strenge Erziehung […]. Anstatt diese Studie damals weiter zu betreiben, haben wir uns gesagt: Um Gottes willen, was wir hier in Deutschland geschehen? Denn, wenn das schon das psychologische Make-Up der fortgeschrittensten Kreise der deutschen Bevölkerung ist, wo doch dort der Widerstand verankert sein müsste gegen das offenbar unaufhaltbare Anrollen des Nationalsozialismus, dann gibt es hier kein Halten mehr. […] Wir haben also ganz bewusst eine Politik der Emigration getrieben, einige Jahre bevor irgendein Mensch daran gedacht hat.“9

Hinter der frühen Entscheidung für die Emigration steckt die Ahnung, dass in Deutschland eine Entwicklung in Gang gesetzt wurde, die sich von der anderer (kapitalistischer) Staaten entscheidend unterscheiden könnte, nämlich, dass die Fetischisierung und Ideologie hier zu anderen Konsequenzen innerhalb der Krisen des Kapitals – zu anderen Krisenlösungen – führen würden. Dieser damals überlebensnotwendige Pragmatismus10 erkennt in der „bürgerlich-liberalen Gesellschaft und ihren ideologischen Formationen ist durch das Aufblitzen des Anspruchs auf Verfolgung des individuellen Glücks, wie rudimentär auch immer, ein Restbestand an Vernunft, immanent.“11 In der Zeit des Exils verschärfte sich diese, dem Pragmatismus zu Grunde liegende, Erkenntnis immer weiter. Dabei lauerte natürlich auch die Gefahr der Affirmation dieser Verhältnisse. Doch, so erklärt Stuart Jeffries in seiner Biographie der Frankfurter Schule, „they couldn‘t help comparing the Third Reich to that other oppressive empire on their doorsteps, Hollywood. […] It was Hollywood‘s values, as much as Hitler‘s, that the Frankfurt School challanged in their Californian Exile. But isn‘t it ludicrous to compare the Third Reich to Hollywood?“12

Die Unterscheidung zwischen Vergleich und Gleichsetzung ist hier entscheidend. Nur der Vergleich von Nationalsozialismus und amerikanischer Kulturindustrie ermöglicht die Erkenntnis, dass auf der einen Seite „wie entstellt und instrumentalisiert auch immer, das aufklärerische Versprechen auf Individualität, Freiheit und Glück immer noch vorhanden“13 ist – wenn auch die Tendenz hin zu deren Auslöschung existiert. Während auf der anderen Seite eine „zur lückenlosen Totalität zusammenschließende gesellschaftliche Formation, deren Brechung nur noch von außen möglich ist“ existiert.14 Es sind diese Unterschiede „der nationalen Geschichte“15, von denen Langerhans in seiner Analyse des Staatssubjekt Kapitals spricht, die in der Krisenbewältigung einen Unterschied ums Ganze bedeuten.16 Er unterscheidet zwischen einer bürgerlichen Gesellschaft und einer Vergesellschaftung, in der es möglich ist, ihre notwendigen Widersprüche in der Massenvernichtung der europäischen Juden und Jüdinnen zu synthetisieren, so dass auf sie die klassischen Begriffe der Ideologiekritik nicht mehr greifen: „An die Stelle der klassisch bürgerlichen Ideologie tritt eine gesinnungsethische Weltanschauung, die zunehmend unfähig ist, Erfahrung zu Theorie zu sublimieren, ja überhaupt Erfahrung zu machen. Diese Weltanschauung ist dadurch charakterisiert, dass die Realität der gesellschaftlichen Verhältnisse immer nur in das Raster bereits vorher bestehender gesinnungsethischer Kategorien gepresst wird, um so permanent das eigene Weltbild zu bekräftigen.“17

Als kommunistisch kann Kritik nur gelten, wenn sie vom marx‘schen kategorischen Imperativ ausgehend, sich zum Ziel setzt: „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“18 Sie darf dabei jedoch nie die Bedingungen ihrer eigenen Möglichkeit aus den Augen verlieren. Das ist zunächst einmal das Überleben desjenigen, der Imstande wäre sie auszusprechen und damit die Existenz einer Gesellschaft, welche ihn als Nichtidentisches nicht wortwörtlich liquidiert (wie es im NS geschehen ist): „Ohne die Ideen von Freiheit und Individualität ist der Begriff der Humanität, der über die Immanenz der Gesellschaft sich erhebt, überhaupt nicht zu denken.“19

II: Die soziale und die nationale Sache.

Die Errichtung eines marxistischen Herrschaftsapparates ist nicht ohne ein Degeneration der marx‘schen Kritik zur sozialdemokratischen Theorie des Marxismus-Leninismus zu haben. In dieser wird – regressiv hegelianisch – statt einer befreiten Gesellschaft ein sozialer Staat der Zukunft als Ende der Geschichte gesetzt; statt des befreiten einzelnen Individuums (die Bedingung der befreiten Gattung) wird vom befreiten Volk geträumt. Die kapitalistischen Verhältnisse des Staates und dessen Staatsvolk bleiben so fetischisiert. Wie fortgeschritten diese Fetischisierung 1933 bereits war, zeigt das historische Versagen der Arbeiterklasse angesichts des nationalsozialistischen Massenmordes. Gemeint war dabei KPD und SPD: „der Glaube an den progressiven Charakter der Massen, der sozialdemokratischen Zukunftsoptimismus, der den sozialdemokratischen Marxismus der zweiten Internationale mit dem Marxismus-Leninismus der dritten, Kommunistischen Internationale verband, und das Bekenntnis zur Nation.“20 Es verwundert angesichts dessen nicht, dass die zerstrittene Sozialdemokratie vor allem in der Aufgabe der Abwehr eines, beim alliierten Sieg drohenden, „zweiten Versailles“ zusammenrückte. So wenig es verwundert, so erschreckend bleibt es doch. Der traurige Höhepunkt ist hier sicherlich Brauer, der ehemalige sozialdemokratische Bürgermeister von Altona, der angesichts der Pläne zur alliierten Militärherrschaft sagte: „If this system is to be imposed on the German people I would say: fight to the death, Germans; it is better than to accept this straitjacket.“21

Auch die größte Sorge von Curt Geyer, bis 1941 Chefredakteur des sozialdemokratischen Neuen Vorwärts und Teil des SPD-Parteivorstandes, galt einmal dem Schicksal des Vaterlandes und dem „Kampf gegen die Formel: ceterum censeo, Germaniam esse delendam.“22 Im Zweiten Weltkrieg sah der Chefredakteur in erster Linie noch den Kampf zwischen Nationen und forderte, dass die deutsche politische Emigration „keine Fremdenlegion, die fremden Nationalismen gegen den wahnsinnig gewordenen deutschen Nationalismus“23 diene, sein solle. Zumindest vertrat er dies zu seiner aktiven publizistischen Zeit beim Neuen Vorwärts. Am zweiten März 1942 wurde jedoch das Manifest der „Fight for Freedom“-Gruppe veröffentlicht, das erklärte:

„Unser Mitunterzeichner Curt Geyer ist aus dem sozialdemokratischen Parteivorstand ausgeschieden, um Handlungsfreiheit als Sozialdemokrat im Wirken gegen jene Richtung der deutsche politischen Emigration zu haben, die offen oder versteckt gegen die einseitige Abrüstung Deutschlands agitiert, und weil er im sozialdemokratischen Parteivorstand nicht mehr eine Basis für diesen Kampf erblickt.“24

Die Gruppe arbeitete von nun an mit Lord Robert Vansittart zusammen, einem der aktivsten Gegner der Apeasement-Politik und Namensgeber der als Vansittarismus bezeichneten Position, die den Nationalsozialismus als Verschmelzung von Staat, Regierung und Bevölkerung begriff. Die Sozialdemokraten versuchte über den „Fight-for-Freedom“-Verlag die britische Bevölkerung über die Besonderheit deutscher Zustände aufzuklären. Sie gingen der Frage nach, warum der Nationalsozialismus ausgerechnet in Deutschland an die Macht kam. Mit groß angelegten Fallstudien sollte die politische Entwicklung in Deutschland analysiert werden und die Verwurzelung des Nationalsozialisten in der deutschen Bevölkerung deutlich gemacht werden. Es ging ihnen, wie sie in ihrem Manifest schrieben, um „die Wahrheit über Deutschland“.25 Und zu dieser gehörte für sie:

„daß der deutsche aggressive Nationalismus die mächtigste politische Kraft im deutschen Volke darstellt, daß er schon vor 1914 und heute erst recht alle gesellschaftlichen Klassen und politischen Parteien erfaßt hat;

daß die Sozialdemokratische Partei Deutschlands und die Führung der Gewerkschaften von 1914 bis 1918 eine wesentliche Stütze des Kriegswillens des deutschen Volkes waren;

daß die Sozialdemokratische Partei im November 1918 keine Revolution gegen den deutschen Nationalismus, nach dem Zeugnis ihrer Führer überhaupt keine Revolution wollte;

daß die Geschichte der Weimarer Republik beweist, daß die nationalistische Tendenz in der Sozialdemokratischen Partei und in den Gewerkschaften fortdauerte;

daß sozialdemokratische Führer eine Politik der deutschen Machtausweitung betrieben haben;

daß die Sozialdemokratische Partei und die Leitung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes eine nationalistische Propaganda gegen den Versailler Vertrag geführt haben, und zwar um so lauter, je energischer die Rechtsparteien den Versailler Vertrag zur psychologischen Vorbereitung des Revanchekrieges benutzt haben;

daß Hitler nicht ein Zufall ist, sondern daß er von der größten Massenbewegung der deutschen Geschichte in die Macht getragen worden ist, und daß seine Regierung eine Mehrheit in Volk und Parlament hatte;

daß der politische Wille des deutschen Volkes sichtbar wird im deutschen Volksheer, das den Sieg will;

daß der Krieg in Deutschland unterstützt wird von einer überragenden Mehrheit des deutschen Volkes.“26

Die Gruppe weigerte sich damit vehement, das deutsche Volk und auch die deutsche Sozialdemokratie frei von Schuld zu sprechen. Sie bestanden wider den Glaubenssätzen der Sozialdemokratie auf die Erkenntnis, dass der Nationalsozialismus als negative Aufhebung der Klassen als mörderische Volksgemeinschaft den Sozialpakt real praktizierte und ihm gerade nicht mit einer sozialdemokratischen „wirklichen Volksgemeinschaft“ beizukommen sei. Gerade in der Kombination aus politischem Burgfrieden und ökonomischer Generalmobilmachung des Ersten Weltkrieges begriffen sie – wie auch Langerhans – den Beginn des Durchbruchs einer neuen Gesellschaftsordnung:

„Die Weltkrisen haben Kapital und Staat, jene beiden Seiten des gesellschaftlichen Grundverhältnisses Lohnarbeiter-Kapitalisten zu einem einzigen Schutzpanzer eingeschmolzen, um deren Fortbestand zu sichern. Aus dem automatischen Subjekt Kapital mit dem Garanten Staat als besonderem Organ ist das einheitliche Staatssubjekt Kapital geworden. Der Staat ist heute mehr als der bloß »ideelle« Gesamtkapitalist, was in seinen vermehrten Funktionen zum Ausdruck kommt.“27

Zu dieser Gesellschaftsordnung streben als Tendenz zwar alle kapitalistischen Staaten, aber nur im antisemitischen Massenmord der deutschen Volksgemeinschaft konnte sie verwirklicht werden.28 Dies war die materialistische Erweiterung der Positionen des Vansittarismus zum sogenannten „German Problem“, die in einer siebenteiligen Radioserie auf BBC und dem Buch Black Record dargelegt wurden. Als Materialisten konnte die „Fight-for-Freedom“-Gruppe Aussagen wie „He has always been the barbarian, the war-lover, the enemy-furtive or avowed-of humanitarianism, liberalism and Christian civilisation;“29 nicht zustimmen, gingen diese doch von einer zweitausendjährigen Kontinuität aus. Sie erkannten, trotz der unzureichenden Begründung Vansittarts: „Das Ergebnis aber ist richtig.“30

Nach und nach konnte Vansittart und die „Fight-for-Freedom“-Gruppe die britische Öffentlichkeit und auch die Politik überzeugen, sodass nicht nur Churchills Regierungskabinett, sondern selbst die oppositionelle Labour-Party umschwenkte und einen sozialistischen Vansittarismus befürwortete. Nicht zuletzt die militärische Strategie von Sir Airchief Marschall Arthur Harris war in besonderem Maße durch die Überlegungen Vansittarts und der „Fight-for-Freedom“-Gruppe geprägt. Ehe es von Goebbels im Sportpalast offen ausgesprochen wurde, hatten Vansittart und die Gruppe erkannt, dass es in diesem Krieg keine Zivilisten mehr gibt. Nach dieser Erkenntnis handelte Bomber Harris:

„In dem Dresden, das Harris bombardierte, gab es keine Klassen mehr, sondern die Volksgemeinschaft, damit eine grandiose Lüge, die die Nazis praktisch wahr gemacht hatten. Der Nazifaschismus war die Transformation einer wie immer konfliktuellen, tendenziell antagonistischen Klassengesellschaft in das geschlossene Mordkollektiv. […] Diese überaus negative Aufhebung der Klassengesellschaft war ein Projekt des deutschen Kapitals gewesen, seit dem Centralverein zur Hebung des Wohls der arbeitenden Klassen, seit Max Webers Gesellschaft für soziale Reform, seit Eduard Bernsteins Sozialdemokratie, seit Walther Rathenaus Idee einer “Entproletarisierung mit kapitalistischen Mitteln”. Als eine bürgerliche Politik war dies Projekt ideologisch, zum Scheitern verurteilt; erst Hitlers Programm der “Nationalisierung der Massen” verwirklichte es als die blanke Barbarei der “Deutschen Arbeitsfront”, als Barbarei nicht allein im moralischen oder metaphorischen Sinne, sondern als Begriff einer qualitativ neuen, im Aufstiegsplan der Menschheit von der Urgesellschaft zum Kommunismus absolut nicht vorhergesehene und absolut nicht vorhersehbaren Gesellschaftsform.“31

III: Das Erkennen des Minimums an Freiheit

Nicht alle der im Exil dem ehemaligen Frankfurter Institut angehörenden waren so hellsichtig wie Löwenthal. Die Erkenntnis der für Juden und Kommunisten lebensbedrohlichen Spezifika deutscher Ideologie war ein Resultat der Erfahrung im Exil. Die deutschen Besonderheiten wurden zunächst weit mehr erahnt, als erkannt oder durchdrungen. Teilweise hegten vor dem 30. Januar 1933 zum Beispiel Franz Neumann und Otto Kirchheimer durchaus Sympathien für die theoretischen Erwägungen des späteren Nazikronjuristen Carl Schmitt – vermutlich resultierend aus derselben sozialdemokratischen Position, wie die Curt Geyers. Die bedeutenden Erkenntnisse, dass das Recht in seiner formalen negativen Allgemeinheit auch ein „Minimum an Freiheit [garantiert], da die formale Freiheit zweiseitig ist und auch so den Schwachen wenigstens rechtliche Chancen einräumt“32, kam Neumann erst im Exil.

Die von Carl Schmitt vorgebrachte vermeintliche Kritik des abstrakten Rechts, als „funktionalistische Wertneutralität mit der Fiktion gleicher Chancen für unterschiedslos alle Inhalte, Ziele und Strömungen“33, enthält durchaus einiges an Wahrheit über den Charakter des Rechts, wie sie auch von Eugen Paschukanis erkannt wurden. Während letzterer jedoch die kommunistische Notwendigkeit vom Absterben des Staates sah, als Folge des immanenten antinomischen Charakters der Rechtsform, proklamierte der an staatlicher Souveränität festhaltende Schmitt einen „Liberalismus mit umgekehrten Vorzeichen.“34 Denn der sowjetische Jurist Paschukanis, der seine Kritik der Rechtsform aus der marx‘schen Analyse der Warenform entwickelte, hatte einen Begriff der Wertform, der es ihm ermöglichte, sich nicht auf einer Seite der Antinomie zu schlagen, sondern ihre Ursache zu kritisieren. Rechtskritik, die ohne diese Erkenntnisse auskommt, ist notwendigerweise eine konformistische Rebellion, die an ökonomischen Realitäten festhält und gegen deren Symptome in den Kampf zieht. Wie Paschukanis begreift auch Neumann die Rechtsperson als „die ökonomische Charaktermaske des Eigentumsverhältnisses“35, die nichts davon ahnen lässt, dass wegen und nicht trotz der rechtlichen Gleichstellung der Unternehmer über den Arbeiter verfügt.

Im Exil emanzipierte sich Neumann in gewisser Weise von seinen Sympathien für Carl Schmitt und erkannte die Antinomie des Rechts als Bedingung der Unterwerfung und Emanzipation von unmittelbarer Unterdrückung zugleich: „Sie genau in dieser Zwieschlächtigkeit und in diesem Widerspruch nicht zu sehen, mag als radikalere Kritik erschienen und ist in Wahrheit das Gegenteil: Übergang zur Barbarei, die das Individuum mit dem Kapitalverhältnis beseitigen, direkten Zugriff auf seinen Leib wiedergewinnen möchte.“36 In seiner groß angelegten Analyse des Nationalsozialismus Behemoth arbeitet Neumann dieses Bewusstsein der Zwieschlächtigkeit und ihre negative Aufhebung im Nationalsozialismus ebenso sehr heraus, wie in seinen späteren Arbeiten für das Office of Strategic Service. Mit denen er Einfluss auf die amerikanische Kriegspolitik nahm.

IV: Theorie und Kritik

„While Adorno and Horkheimer remained in California during the Second World War, several other members of the Frankfurt School went to work for the US government in Washington to help with its anti-war effort. The Institute for Social Research could as a result cut its wage bill. Viewed from the other side of the Cold War, it may seem surprising that a group of apparently neo-Marxist revolutionaries was invited to the heart of the American government. But Leo Löwenthal, Franz Neumann, Herbert Marcuse, Otto Kirchheimer and Friedrich Pollock were all hired, because as recent Jewish exiles from Germany, they knew the enemy intimately and so could help in the fight against fascism.“37

Die Notwendigkeit diesen Pragmatismus hier überhaupt zu behandeln, obwohl er als Antifaschismus eigentlich selbstverständlich für jedwede Form kommunistischer Kritik sein sollte, zeigt sich insbesondere, wenn man einen Blick auf Protagonisten der Proteste 1968 wirft. Denn als dieser war sich Daniel Cohn-Bendit nicht zu blöd, immer wieder einen Vortrag Herbert Marcuses in Rom zu unterbrechen, um zu fordern, dass sich dieser zu seiner Tätigkeit als CIA-Agent während des Zweiten Weltkriegs äußern solle. Davon abgesehen, dass die CIA während des Zweiten Weltkriegs nicht existierte, zeugt diese Intervention von einer ganz besonderen Ignoranz gegenüber den Spezifika historischen Konstellationen. Aus dem Vietnamkrieg folgt für ihn und viele andere auf die 68er-Tradition Verpflichtete, dass gegenüber der USA – unabhängig der spezifischen Situation – nur oppositionelle Haltung einzunehmen ist und jedes Mittel richtig zu sein scheint.38

Marcuse und die anderen Mitglieder des Instituts hingegen erkannten, dass in Zeiten der Unmöglichkeit von Kritik als revolutionäre Praxis, Theorie in ihrer akademischsten (vulgo bürgerlichsten) Form einen Beitrag dazu leisten konnte, die Bedingung der Möglichkeit von Kritik zu erhalten. Die militärische Zerschlagung des Nationalsozialismus war eben diese Bedingung der Möglichkeit. Der Unterschied zwischen Theorie und Kritik ist entscheidend für das Verständnis dieser besonderen historischen Konstellation, auf die sich antideutsche Kritik bis heute beruft und auch berufen muss.

„Die Frage was Theorie sei, scheint nach dem heutigen Stand der Wissenschaft keine großen Schwierigkeiten zu bieten. Theorie gilt in der gebräuchlichen Forschung als ein Inbegriff von Sätzen über ein Sachgebiet, die so miteinander verbunden sind, dass aus einigen von ihnen die übrigen abgeleitet werden können. Je geringer die Zahl der höchsten Prinzipien im Verhältnis zu den Konsequenzen, desto vollkommener die Theorie. Ihre reale Gültigkeit besteht darin, dass die abgeleiteten Sätze mit tatsächlichen Ereignissen zusammenstimmen.“39

Theorie erklärt, benennt, vereinfacht, stellt dar und beleuchtet den gegenwärtigen Zustand der Welt. Sie ist „das Kommandieren der Wirklichkeit in Gedanken“40 und der Versuch sich die Wirklichkeit gedanklich untertan zu machen. Materialistische Kritik dagegen „bemängelt, dass das, was nach Maßgabe der Logik vom Menschen nicht begriffen werden kann, sie gefälligst auch nicht zu beherrschen hat.“41 Kritik hat, als „unbeweisbare Intention darauf, dass dieser historische Moment eintreten möge“42, das Ende seines Gegenstandes zu antizipieren. Der Unmöglichkeit den Wert und seine Erscheinungsformen theoretisch zu fassen und auf einen Begriff zu bringen begegnet sie mit rein destruktiver Absicht.43 Der Unmöglichkeit die Spaltung der Gattung in Herrscher und Beherrschte logisch zu rechtfertigen, begegnet sie mit der Denunziation all dessen, was „die Selbstbestimmung des Einzelnen oder der Gattung torpediert“.44 Dabei ist sie „kein Organ und kein Agent, sie hat keine historische Mission und sprichst erst Recht nicht im Namen des Volkes oder der Massen.“45 Sie ist und bleibt gänzlich destruktiv. Kritik verwendet jeden ihrer Begriffe in der Absicht ihn abzuschaffen. Das macht Kritik aber auch ohnmächtig gegen Wehrmacht und Luftwaffe, Auschwitz und Birkenau, SA und SS. Das heißt, in Momenten, in denen sich die logische Unmöglichkeit des Kapitals historisch im Zusammenbruch offenbart und der Staat als Nothelfer auf den Plan tritt, um das Kapitalverhältnis in der Vernichtung zu retten, musste die Kritik als zweckrationale Theorie den Staats- und Militärapparat der Vereinigten Staaten und Groß Britanniens dazu bewegen, ihr Möglichstes zu tun, um dies zu beenden.

Aus der Durchdringung dieser Momente und Konstellationen erwächst der Pragmatismus der (antideutschen) Kritik. Der Reflexionspunkt Auschwitz betrachtet dabei nicht nur die Konstitution des Nationalsozialismus als negative Aufhebung der Klassen, sondern auch das historische Versagen der Arbeiterklasse und der kommunistischen Parteien. Während Stalinisten zunächst der Doktrin des Hitler-Stalin-Pakts folgten und Trotzkisten gegen die imperialistischen Streitmächte der West-Alliierten agitierten, war Georg Elser das einzige proletarische Subjekt in Deutschland, dass versuchte mit Waffengewalt die Juden vor dem Nationalsozialismus zu schützen. Die antideutsche Kritik ist die kommunistische Kritik, die das reflektiert, die kommunistische Kritik, die das nicht reflektiert, scheitert an ihrem eigenen Anspruch. Es kann keinen Materialismus geben, der nicht antideutsch ist.

Post scriptum:

Anders als Cohn-Bendit oder die Anhänger eines marxistischen Dogmatismus meinen erkannt zu haben, determinieren die Situation in den Vereinigten Staaten und die Blockkonfrontation mit der Sowjetunion nicht die Rolle der USA im Zweiten Weltkrieg. Ursächlich dieser fatalen Analyse ist ein aus seinem Zeitkontext gerissener Leninsche Imperialismusbegriff – inwieweit dieser Gültigkeit während und nach dem Ersten Weltkrieg hatte, ist hierfür irrelevant – der zum Dogma das Antiamerikanismus degenerierte. Vor lauter Imperialismus verschwimmen die Unterschiede zwischen Nationalsozialismus und USA. Im Wahn dieser antiimperialistischen Gleichsetzungen fallen – nicht nur für Ulrike Meinhof – dann auch Auschwitz und die Bombardierung Dresdens in eins und mit Willy Brandt wird Vansittart zum Rassentheoretiker erklärt.

(An anderer Stelle wird mehr darauf einzugehen sein, inwieweit diese Reflexionen von denen wir hier sprachen zum Jargon verkommen sind und die falsche Freiheit als solche im Namen der antideutschen Kritik affirmiert wird. An dieser Stelle nur so viel: die Aufklärung hat eine Dialektik, wer diese zu einer Seite hin auflöst verweigert sich der radikalen Kritik und betreibt Spiegelfechterei. Egal ob unter dem Label „links“ oder „rechts“, jede Abkehr von der Einsicht in die Dialektik der Aufklärung ist ein Verrat an der antideutschen Kritik.)

  • Fußnoten:

1Unter dem Namen: Kritik der Traditionen und Traditionen der Kritik werden in den nächsten Wochen insgesamt vier Aufsätze erscheinen, die versuchen eine Art Einführung in die antideutsche Kritik zu liefern. Einführung möchten wir dabei jedoch nicht im akademischen Sinne verstanden wissen, wo die grundsätzlichen Begriffe erarbeitet werden sollen, um sie in den eigenen Theoriebaukasten aufnehmen zu können, mittels dessen Hilfe man sich und seinen Dozierenden die Welt begreifbar macht. Im Unterschied zur Theorie existiert Kritik nur als permanent zu erneuernde Verneinung, die von jedem selbst aktiv vollzogen werden muss. Dementsprechend können diese Einführung nur die Denkrichtung einer Kritik andeuten.

2Marx, Karl: An Abraham Lincoln: http://www.mlwerke.de/me/me16/me16_018.htm

3Seite 61, Herz, Carl: Der Patriotismus verdirbt die Geschichte. In: Geyer, Curt & Loeb, Walter: Fight for Freedom.

4Siehe dazu den ersten Text dieser Reihe: https://antideutschorg.wordpress.com/2018/11/05/wertarbeit/ oder Dahlmann, Manfred: Antideutsch: https://www.ca-ira.net/verein/positionen-und-texte/dahlmann-antideutsch/

5Seite 52, Marx und Engels Gesamtausgabe (MEGA) Band 5.

6Hinter dieser gedanklichen Trennung steckt der Gedanke, dass Kritik des Kapitals nur in voller Negativität zu haben ist und „alle Verhältnisse“ verneint, während eine Theorie der proletarische Revolution auch ungleichzeitig und in temporären Bündnissen denken muss. Wir hoffen das diese Überlegungen im Laufe des Textes noch deutlicher werden.

7Marx, Karl: der nordamerikanische Bürgerkrieg: http://www.mlwerke.de/me/me15/me15_329.htm und: an Abraham Lincoln: http://www.mlwerke.de/me/me16/me16_018.htm

8„Die Kritische Theorie, diktierte Max Horkheimer 1937, ist „ein einziges entfaltetes Existentialurteil“. Das Marxsche Denken wurde so bestimmt als die materialistische Kritik der Gesellschaft und – im genauen Gegensatz zu Theorie, Wissenschaft oder Philosophie – gesetzt als das geistige Organ des „kategorischen Imperativs“, keine Ausbeutung und keine Herrschaft zu dulden. Denn die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen wie die Herrschaft des Menschen über den Menschen bezeichnen den Skandal des Selbstwiderspruchs der Gattung, ihrer Verkehrung in antagonistische Nicht-Identität; ein Tatbestand, für den es nur historische Legitimation, keinesfalls vernünftige Argumentation geben kann. Vernunft als Kritik setzt sich im Gegensatz zu Verstand als Theorie, die, als Rationalisierung, die Ideologie zum System der positiven Wissenschaften erhebt.“ Aus Bruhn, Joachim: Adornos Messer: http://www.kritiknetz.de/images/stories/texte/Adornos_Messer.pdf

9Seite 312, Löwenthal, Leo: Schriften Band 4.

10Das sich der Pragmatismus gegenüber den USA auch und vor allem aus dem Streben nach Selbsterhaltung erklären lässt, sagt dabei einiges über den Stellenwert des Individuums innerhalb der Kritischen Theorie aus.

11Seite 229, Gruber, Alex: Deutschland – Amerika. Die kritische Theorie im Kampf gegen Nazideutschland und die Bedeutung der USA für die Kritik, in: Grigat, Spehan (Hg.): Feindaufklärung und Reeducation – Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus.

12Seite 221ff, Jeffries, Stuart: Grand Hotel Abyss.

13Seite 229, Gruber, Alex: Deutschland – Amerika.

14Seite 230, ebenda.

15Seite 19, Langerhans, Heinz: Die nächste Weltkrise, der Zweite Weltkrieg und die Weltrevolution: http://theoriepraxislokal.org/imp/pdf/Langerhans.pdf

16Siehe zu Langerhans neben unserem letzten Text dieser Reihe (https://antideutschorg.wordpress.com/2018/11/05/wertarbeit/) auch Gerhard Scheit: Totalitärer Staat und Krise des Kapitals: http://www.gerhardscheit.net/pdf/TotalitaererStaat.pdf oder Jan Georg Gerber: Das Staatssubjekt Kapital – Heinz Langerhans und seine Gefängnisthesen: https://www.conne-island.de/nf/117/23.html .

17Seite 233f, ebenda.

18Marx, Karl: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung: http://www.mlwerke.de/me/me01/me01_378.htm

19Seite 227, Gruber, Alex: Deutschland – Amerika.

20Seite 12, Gerber, Jan & Worm, Anja: Die Legende vom „anderen Deutschland“ (Vorwort). In: Geyer, Curt & Loeb, Walter: Fight for Freedom.

21Zitiert nach: Seite 67, Erklärung der „Fight-for-Freedom“-Gruppe vom 2. März 1942. In: Geyer, Curt & Loeb, Walter: Fight for Freedom. Auch Online: https://www.ca-ira.net/verlag/leseproben/geyer.loeb.et.al-fight.freedom_lp-1/

22Zitiert nach: Seite 22, Gerber, Jan & Worm, Anja: Die Legende vom „anderen Deutschland“ (Vorwort). In: Geyer, Curt & Loeb, Walter: Fight for Freedom.

23Zitiert nach: Seite 22, Gerber, Jan & Worm, Anja: Die Legende vom „anderen Deutschland“ (Vorwort). In: Geyer, Curt & Loeb, Walter: Fight for Freedom.

24Seite 69, Erklärung der „Fight-for-Freedom“-Gruppe vom 2. März 1942. In: Geyer, Curt & Loeb, Walter: Fight for Freedom. Auch Online: https://www.ca-ira.net/verlag/leseproben/geyer.loeb.et.al-fight.freedom_lp-1/

25Seite 65, Erklärung der „Fight-for-Freedom“-Gruppe vom 2. März 1942. In: Geyer, Curt & Loeb, Walter: Fight for Freedom. Auch Online: https://www.ca-ira.net/verlag/leseproben/geyer.loeb.et.al-fight.freedom_lp-1/

26Seite 65, Erklärung der „Fight-for-Freedom“-Gruppe vom 2. März 1942. In: Geyer, Curt & Loeb, Walter: Fight for Freedom. Auch Online: https://www.ca-ira.net/verlag/leseproben/geyer.loeb.et.al-fight.freedom_lp-1/

27Seite 19, Langerhans, Heinz: Die nächste Weltkrise, der Zweite Weltkrieg und die Weltrevolution: http://theoriepraxislokal.org/imp/pdf/Langerhans.pdf

28Siehe dazu auch den ersten Abschnitt des ersten Textes dieser Reihe: https://antideutschorg.wordpress.com/2018/11/05/wertarbeit/

29Aus dem Klappentext der englischen Ausgabe.

30Seite 61, Herz, Carl: Der Patriotismus verdirbt die Geschichte. In: Geyer, Curt & Loeb, Walter: Fight for Freedom.

31Bruhn, Joachim: Bomber-Harris und das Minimalprogramm der sozialen Revolution in Deutschland. Online: https://www.ca-ira.net/verein/positionen-und-texte/bruhn-bomber-harris/

32Seite 594, Neumann, Franz: der Funktionswandel des Gesetzes im Recht der bürgerlichen Gesellschaft. In: Zeitschrift für Sozialforschung 6/1937. [Zitiert nach Scheit, Gerhard: Dialektik der Feindaufklärung. Siehe Fußnote 36.]

33Seite 90f, Schmitt, Carl: Legalität und Legitimität. [Zitiert nach Scheit, Gerhard: Dialektik der Feindaufklärung. Siehe Fußnote 36.]

34S. 235ff, Strauss, Leo: Anmerkungen zu Carl Schmitt. [Zitiert nach Scheit, Gerhard: Dialektik der Feindaufklärung. Siehe Fußnote 36.]

35Seite 587, Neumann, Franz: der Funktionswandel des Gesetzes im Recht der bürgerlichen Gesellschaft. In: Zeitschrift für Sozialforschung 6/1937. [Zitiert nach Scheit, Gerhard: Dialektik der Feindaufklärung. Siehe Fußnote 36.]

36Scheit, Gerhard: Dialektik der Feindaufklärung. In: Bahamas 54. Online: http://www.gerhardscheit.net/pdf/dialektikDerFeindaufklaerung.pdf

37Seite 247, Jeffries, Stuart: Grand Hotel Abyss.

38Siehe dazu auch die Diskussion zwischen Dahlmann und Enderwitz über die USA, die wir im letzten Text behandelten: https://antideutschorg.wordpress.com/2018/11/05/wertarbeit/ .

39Seite 205, Horkheimer, Max: Traditionelle und kritische Theorie – Fünf Aufsätze.

40Seite 31, Initiative Sozialistisches Forum: der Theoretiker ist der Wert.

41Seite 113, Initiative Sozialistisches Forum: der Theoretiker ist der Wert.

42Seite 112, Initiative Sozialistisches Forum: der Theoretiker ist der Wert.

43Zur Ausführung dessen empfehlenswert: der Vortrag Warum Marxisten nicht lesen können von Joachim Bruhn (https://www.youtube.com/watch?v=VEMx6JI6U2w&t=904s) oder das Podium zwischen Michael Heinrich und Manfred Dahlmann auf dem antideutsche Wertarbeit Kongress zu den Implikationen der marxschen Kritik der politischen Ökonomie (http://audioarchiv.blogsport.de/2012/12/30/antideutsche-wertarbeit/).

44Seite 112, Initiative Sozialistisches Forum: der Theoretiker ist der Wert.

45Seite 113, Initiative Sozialistisches Forum: der Theoretiker ist der Wert.