Infantile Agitation XVIII

Wer mit offenen Augen durch den beginnenden Frühling geht, der kann an der einen oder anderen Stelle dem Zauber der linken Agitation erliegen. Da werden alle Menschen zu Brüdern, da wird das Leben zum Ponyhof und manchmal wird eben jeder zum Ziel, der sich für ein paar Euro zuständig erklärt, die fragile Ordnung im bürgerlichen Staat aufrecht zu erhalten.

Zur Klassifizierung dieses Gegners wählt man natürlich das Motiv des behelmten faschistischen Knüppelknechts. Was läge näher, da er doch in den Zeiten eines sich anbahnenden bayrischen Polizeigesetzes als akzeptables Ziel erscheint.

Davon, dass die brillanten Macher dieses Prunkstücks linker Agitation die Fälle von häuslicher Gewalt aufklären und den Verkehr regeln wenn mal wieder die Ampel ausfällt, kann man beruhigt ausgehen. Denn selbstverständlich verstehen sie sich viel besser darauf einer Horde Jungmänner Einhalt zu gebieten, die gerade aus der Diskothek mit Flatratesaufen kommen und nochmal Lust haben richtig die Sau rauszulassen.

Und wo doch der Erste Mai vor der Tür steht, kann der Ausschaltung der „Targets“ nichts mehr im Wege stehen. Daher diesen Monat:

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Infantile Agitation XVII

Diesen Monat gibt es wieder etwas, was uns daran erinnert, wo wir eigentlich herkommen. Aus einer sich selber als Bewegung begreifenden Szene, welche von zwei starken Extremen geprägt ist. Die einen vergöttern die Arbeit und die Arbeiterklasse mit beinahe protestantisch-messianischer Hingabe, die anderen verdammen die Arbeit und jeden Versuch, den eigenen, als unzumutbar empfundenen Verhältnissen zu entfliehen, als Verrat. Von den ersteren gab es schon manchen zu berichten, nun haben wir die Möglichkeit uns mit den anderen auseinanderzusetzen. Für den Versuch ihrer Sache propagandistisch unter die Arme zu greifen, kann man sich nur herzlich bedanken. Es ist ihnen gelungen, ihrem offensichtlich vulgär-anarchistischen Anspruch vollkommen gerecht zu werden. Der Gedanke, dass die Karriereleiter mit einem Hamsterrad vergleichbar sei, ist so einfallslos wie dumm. Während man vollkommen zurecht argumentieren kann, dass Arbeit, welche sich am Ende des Lohnspektrums befindet, eher einem Hamsterrad gleicht, da es in ihr kein Vorankommen gibt, stellt sich das bei einer Karriere doch etwas anders da. Sie ermöglicht es einem, aus einem WG-Zimmer in die eigene Wohnung zu ziehen und diese Wohnung irgendwann gegen eine größere einzutauschen. Es besteht mit dem Vorankommen die Möglichkeit Urlaub an einem anderen Ort als Balkonien zu machen und man schafft es vermutlich sogar, dass die eigenen Kinder eine Chance auf eine gute Zukunft haben. Anders als beim Hamsterrad, verlässt man bei der Karriereleiter tatsächlich den Käfig. Gegen sie auf die Straße zu gehen, bedeutet gegen die wenigen, die es noch von unten nach oben schaffen zu demonstrieren, anstatt wirkliche Kritik an den Verhältnissen zu üben.

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Infantile Agitation XVI

Der Monat Februar ist der kürzeste Monat im Kalender. Dies ist er, weil Kaiser Augustus, um seinen göttlichen Status zu unterstreichen, dem Monat Februar einen Tag nahm um ihm dem Monat August, welcher nach ihm benannt war, zu widmen.

Wie Marx sagt: „…die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik.“ Daher wird die Infantile Agitation des Monats Februar diesmal Anfang März hochgeladen.Wer noch weitere theoretische Eingebungen für die Verspätung benötigt, wende sich bitte direkt an die Redaktion.

Das Thema „Arschlöcher“ hat uns bereits im Monat Januar beschäftigt. Anknüpfend an den letzten Monat, hat sich die linke Szene wohl Gedanken dazu gemacht. In dem Bewusstsein, dass eine Vereinfachung noch einfacher zu verstehen ist, wenn man sie vereinfacht, haben sich die Genossen dazu entschieden nochmal einen drauf zu setzen und das Ganze endgültig ins Groteske zu überführen. Während bei den einen noch der Faschismus das Arschlochsein ausmacht, ist es hier das Arschlochsein was das Arschlochsein ausmacht. Die Sinnentleerung wurde damit konsequent zu Ende gebracht.

Dieser bestechenden Logik ist eigentlich nichts hinzuzufügen, außer vielleicht der Frage, ob der eine oder die andere ihre anale Phase doch noch nicht überwunden hat. In diesem Sinne, in diesem Monat, ganz im Namen der guten Sache:

Infantile Agitation XV

Da dieses Jahr so beginnt wie das letzte zu Ende ging, gibt es auch 2018 eine Fortsetzung der Infantilen Agitation.

Und so werden wir, wie im letzten Jahr, alles zwischen Menschenverachtung, purer Stumpfheit und wirklich infantilen Blödeleien in Stickerform präsentieren, welche die radikale Linke in Deutschland seit Jahrzehnten begleiten, indem wir wieder zugesandte Aufkleber betrachten, bearbeiten und die Besten ins Rennen schicken.

Diesen Monat fangen wir mit einem wirklich dankbaren Thema an: dem Nazi. Keiner mag ihn, keiner will einer sein, bis auf einige wirklich Zurückgebliebene will keiner sich mit ihm gemein machen.

Er ist ein Arschloch. Dieser anerkannte Fakt ist es wert, dass man sich immer und immer wieder vergewissert, dass es sich genau so verhält. Arschlöcher sind heutzutage zwar viele, für die einen die Islamfaschisten welche in Brüssel ein Massaker anrichteten, für die anderen Typen die im Aufzug einen fahren lassen, bevor sie ihn verlassen. Spätestens seit den Ärzten ist auch bei der Mehrheitsgesellschaft angekommen, dass „Arschloch“ als Begriff zudem für die Vertreter der Ideologie unter deren Fahne die Deutschen den größten Massenraubmord in der Geschichte begingen, am besten taugt.

Diesen Monat daher:

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Infantile Agitation XIV

Für ihre vielen Probleme hat die linke Szene ein einfaches Patentrezept entwickelt: Den Rückzug aus der Gesellschaft und den Bezug auf sich selbst. Dieser Vorgang ist wahrlich nichts Neues, es gibt sogar Theoretiker, die ein solches Vorgehen nahelegen. Die Askese des Revolutionärs, die Komplizenschaft mit den Genossen oder Gefährten, der Bezug auf den eigenen Zirkel von Berufenen, all das kennt man. Verkommt allerdings sogar der Sex mit jemandem zu einem politischen Vorgang, so tritt der autoritäre Charakter dieser Szene deutlich in Erscheinung. Am Ende bleibt nichts mehr, außer dem eigenen Kollektiv komplette Unterwerfung zu beweisen. So wie die Sexualität nichts Privates mehr sein soll, weil man die Feststellung, dass auch Privates politisch sei zum Diktum erhebt, so soll natürlich auch die Partnerwahl eine politische sein. Es darf quasi keine Blutschande getrieben werden. Der klassische linke Raum mit seinen drohenden Hinweisen, dass den übergriffigen Täter die sofortige Bestrafung ereilt, gepaart mit dem Damoklesschwert des Szeneausschlusses – dem sozialen Tod –, lädt natürlich geradezu zu solchen Abenteuern ein. Deshalb diesen Monat, zum Abschluss des Jahres 2017:

Infantile Agitation XIII

Das Leben des linken Studenten ist langweilig – war es schon immer. Deshalb beschäftigt sich der linke Student viel mit der Frage, wie es möglich ist, sein Langweilerleben aufzupeppen. Wenn die Soziologievorlesung läuft, das Geschichtsseminar ruft oder die Politikwissenschaften anöden, dann sucht der linke Student nach einem Fantasma, dem er hinterherjagen kann.

Anstatt wie jeder normale Mensch davon zu träumen, wie schön es wäre nicht mehr Arbeiten zu müssen und stattdessen das Leben zu genießen, oder sich daran zu erfreuen, dass er einen durchaus angenehmen Alltag – wenn auch häufig ohne Geld – hat, träumt der Linke Student davon Proletarier zu sein. Das ging in der wilden Zeit soweit, dass man mit anderen linken Studenten kommunistische Zirkel gründete um gemeinsam den Größen der Weltgeschichte wie Pol Pot oder Enver Hoxha auf dem Weg ins glorreiche Stahlwerk (oder im Fall von Pol Pot aufs Reisfeld) zu folgen.

Heute ist man progressiver, manchmal Anarchist, manchmal Linkssozialist. Aber ein Ziel, das bleibt immer: proletarischer sein als das Proletariat und dabei noch Revolution machen. Im Gedenken an den langweiligen Linken Studenten diesen Monat:

Infantile Agitation XII

Manche Theorien der Psychoanalyse sind bis heute umstritten. In feministischen Kreisen wird sich damit selten explizit beschäftigt, vielmehr wird die Psychoanalyse als homophob und patriarchal verschrien. Umso erfreulicher ist es dann, wenn Feministinnen dem ehrbaren Ansinnen nachkommen, die freudsche Theorie über die weibliche Sexualität zu beweisen. So soll uns dieser Aufkleber wohl als Beispiel für den Penisneid dienen.
Bekanntlich entsteht der Penisneid beim jungen Mädchen im Zuge des Ödipuskomplexes bzw. des Kastrationskomplexes und gilt als integraler Teil der phallischen Phase, die den Eintritt in den Ödipus markiert. Scheinbar sind die Gestalterinnen dieses Aufklebers nicht über diese infantile Organisationsstufe der Sexualität hinausgekommen, was sie uns hier eindrücklich zu zeigen versuchen. Ihr Hass gegen „all fucking psychiatrists, psychoanalytists and lobby doctors“1 steht nur scheinbar im Widerspruch zu ihren psychoanalytischen Bestrebungen, die sie dadurch wohl zu verdecken suchen. In unendlicher Bescheidenheit thematisieren sie nicht den Mut, den es kostet, sich öffentlich als zu untersuchendes Objekt anzubieten. Hinter der Infantilität und der auffälligen Verrohung der „antigenitalisticrrrriot“-Bloggerinnen steht also der edle Wunsch, die Psychoanalyse endlich in den feministischen Diskurs einzuführen.

  1. http://antigenitalisticrrrriot.tumblr.com/ [zurück]

Infantile Agitation XI

Auf der Welt gibt es viele Despoten: Baschar al-Assad, Ramsan Kadyrow, die Ayatollahs, Kim Jong Un – allesamt Männer, die grausame Regime unterhalten und ihre Feinde mit unerbittlicher Verfolgung, Folter und Mord heimsuchen. Aber es gibt einen Diktator der Gegenwart, der scheinbar alle anderen in den Schatten stellt: Die gute alte Datenkrake Google. Mit eiserner Hand herrscht sie über das Internet, immer bereit Daten zu sammeln, kostenlose, aber extrem nützliche Benutzerkonten bereit zu stellen und natürlich Kapital zu akkumulieren, was das amerikanische (!) Unternehmen zu einem der erfolgreichsten Unternehmen weltweit machte. Wo das Großkapital sitzt, liegt im traditionellen Verständnis der Linken auch die Großmacht, welche keinen demokratischen Regeln unterworfen ist und die gesellschaftliche Ordnung vor sich her treibt. Der digitale Diktator besitzt eine weltumspannende Einflusssphäre, dringt in die Computer und Köpfe, er ist kaum zu stoppen. Nur eine ausgefallene, so kluge Widerstandsmethode, dass sie jedem Stadtguerilla den puren Neid ins Gesicht treibt, lässt den Diktator fallen: Aushungern. Wir danken Sascha Lobo für diese schlaue Eingebung!

Infantile Agitation X

Das zerstören von Kulturgütern als Erkennungszeichen der eigenen Politik ist in den letzten Jahren vor allem dem Islam zu eigen. Ob die Taliban in Afghanistan, die 2001 vor ihrem Sturz alte Buddastatuen in die Luft sprengten, oder die Mörderbanden des IS, welche in Palmyra alte Statuen zerstörten um ihrem ikonoklastischen Wahn nachzukommen. Immer wieder treten die fanatischen Feinde alles Schönen und der Freiheit des Menschen mit solchen Taten in Erscheinung. In den 60er bis 70er Jahren wurden in China die Symbole der alten Kultur zerstört. Die Zerstörung war ein ideologischer Säuberungsakt und ähnlich der Taten des IS, wollte man sich allen Zeugnissen des vorangegangen entledigen.

Dass Antifaschisten sich mit solcher Symbolik gemein machen, zumal in den USA wo man sich gerade in einem Endkampf gegen den Faschismus wähnt, verweist auf die absolute Gleichsetzung von antiker (westlicher) Kultur mit dem Begriff der „white supremacy“. Dieser Antikolonialismus, welcher zumindest klammheimliche Sympathien für die Mordbrennereien „Kolonialisierter“ vermuten lässt, unterstreicht vor allem eines: so wie man die Rassisten des KKK ablehnen muss, so sind die Rassisten der Gruppe „Its going down“ die Feinde jeder emanzipatorischen Überwindung des bestehenden. Wer der Überlegenheit der weißen Rasse die fanatische Bekämpfung der westlichen Zivilisation entgegensetzen will, der hat sich nicht Antifaschist zu nennen.

Deshalb diesen Monat:

Infantile Agitation IX

In diesem Monat haben wir einen besonders hässlichen Aufkleber entdeckt. Ob man damit tatsächlich jemanden agitieren kann, ist für uns äußerst fraglich. Infantil ist wohl eher der Gedanke, dass es damit funktionieren könnte. Es geht um den G20 Gipfel, der diese Woche in Hamburg stattfinden soll.

Die roten Gruppen, die diesen Aufkleber produziert haben, veröffentlichten zum gleichen Thema, unter dem gleichen Titel, eine Broschüre. Sie ist unter https://fightg20.wordpress.com/category/broschuere/ einzusehen. In dieser Broschüre dürfen wir erfahren, dass Rassismus nur dem Kapital nutzt um die Klasse zu spalten. Wir sehen schon den lachenden Kapitalisten, der sich anschaut wie seine Belegschaft sich anhand der „Rassenfrage“ spaltet, während seine Bänder still stehen.

Auch andere Allgemeinplätze, wie die Wahrheit hinter dem Irakkrieg („Der Ami wollte nur das Öl!“) und Fakten über die Umweltzerstörung, die man offensichtlich aus der letzten MLPD Umwelt-Broschüre geklaut hat, sind dabei. Um seine Herrschaft zu stärken, greift der faschistische Staatsapparat zu allen Mitteln. Er schiebt „ linke Randalierer_Innen, mal Terrorist_Innen, mal Taschendieb_Innen“ vor, um seine bösen Taten zu legitimieren. Wann hat das nur ein Ende?!

Dem Aufbau der „Gegenmacht“ dürfte mit solchen analytischen Helden nichts mehr im Weg stehen.