Requiem für Anfänger

Es war die beste aller Zeiten, es war die schlimmste aller Zeiten, es war das Zeitalter der Weisheit, es war das Zeitalter der Dummheit, es war die Epoche des Glaubens, es war die Epoche des Unglaubens, es war die Saison des Lichts, es war die Saison der Dunkelheit, es war der Frühling der Hoffnung, es war der Winter der Verzweiflung.
Charles Dickens, „Eine Geschichte aus zwei Städten“

Ein Abgesang

Das verflixte siebten Jahr. Da war doch was! Shit! Aber bitte beruhigen Sie sich. Keine Panik. Die alten Hasen wussten es von Anfang an: Es wird selbstverständlich ein unschönes Ende geben. Auch die beste Idee wird irgendwann einmal von dem überall grassierenden Rückschritt gnadenlos aufgefressen. Zumal: Eine politische Gruppe ist immer ein Projekt mit begrenzter Lebensdauer. Wir waren niemals derart naiv, das nicht von Anfang an einzukalkulieren. Nun ist es soweit…

Wir lösen uns auf. Mögen die unzähligen Hater verzückt frohlocken, die wenigen Fans tagelang weinen. Es ändert nichts an der Tatsache: Alles ist im Arsch, alles ist am Ende. Und alles was Du noch sagst ist: „Hätte, würde, könnte“.

Es ist ein Ende mit Schrecken, weil wir keine Lust auf den vorhersehbaren Schrecken ohne Ende haben. Die Situation ist verfahren, aber eines ist klar: Powersätze gegen den Islam ersetzen keine Kritik. Wortgewaltige Kraftmeierei in virtuellen Netzwerken ebenfalls nicht. Die Zeit ist reif für einen grundlegenden Politikwechsel. Selbstverständlich ohne jemals zu vergessen, wo wir herkommen und was wir uns in den letzten Jahre erarbeitet haben… ohne jegliche Reue!

Ganz ehrlich: Was hatten wir für einen Spaß! BornhagenTorgau und Insel. Locker, flockig schwangen wir uns auf die Pole Position. Wie waren wir motiviert! So viele guudde Leudde waren am Start. What the Fuck! Es war, ist und bleibt uns eine absolute Ehre. Niemand, wirklich niemand, kann uns das jemals nehmen! Danke an jeden Einzelnen für diese unglaublich spannende Zeit. Außerdem danken wir unseren unzähligen Bündnispartnern. Jedem, der am Start war! Ihr wart das Salz in der Suppe. Eine Inspiration!

Und schlußendlich gilt es noch festzuhalten: Es war uns eine außerordentliche Freude, äußerst unangenehmen Zeitgenossen wie Klaus Lederer, Bodo Ramelow, Justus Wertmüller und Björn Höcke auf den Senkeln gegangen zu sein! Doch nun ist erst einmal von unserer Seite aus, Feierabend. Wir haben fertig.

Nun seid Ihr dran!

Antideutsche Aktion Berlin [ADAB] im August 2018

Ein kurzer Abgesang

Neulich im Prenzlauer Berg. Zwei gut situierte Frauen, an Gestus reich, an Gedanken arm, philosophieren über die neueste Mode. Leggins, gar pink sogar, seien der neueste Schrei. Und überhaupt, fesche Beinkleider, ob nun das Modell eng und pink oder schlabbrig und mausgrau, es geht um die Hose. Röcke, die hat der Lagerfeld für diese Saison in den Wandschrank verbannt. Aber nur gut, dass man den Trend nicht verpennt hat. Eine viel zu kurze Atempause später wackeln die beiden lächelnd der nächsten Boutique entgegen.

Am anderen Ende der Welt. Zwei verschleierte Frauen versuchen verzweifelt, eine Person den Fängen der Staatssicherheitsdienste zu entreißen. Tränengas liegt in der Luft. Der Lärmteppich franst hier und da aus. Das eigene Wort ist trotzdem unverständlich. Es geht ums Ganze. Worte werden durch Steine ersetzt. Überall grenzenloser Schmerz. Aber niemand denkt ans Aufgeben. Als ginge es um ihren einzigen Sohn, derart kämpfen die Frauen. Knüppelschläge sind die harmloseste Antwort auf ihren Einsatz.

Guido Westerwelle bezeichnet die Ereignisse als einen „Rückschlag für die Demokratie„. Und er meint nicht die Geschehnisse im Prenzlauer Berg. Er nimmt stellvertretend vorlieb mit der Friedhofsruhe im Nahen Osten, weil die eigenen Sicherheit schwerer wiegt, als die Freiheit anderer. Und niemand schreit laut auf. Der freie Westen verrät nicht seine Kinder, er kapituliert gerade auf allen Ebenen.

Antideutsche Aktion Berlin (ADAB) im Juli 2013