Mit Augstein reden

Am Mittwoch, 8. November, war der Berliner Kultursenator Klaus Lederer bei Jakob Augstein in seinem Freitag-Salon zu Gast. Klaus Lederer, der in Hauptstadt unter anderem für seine Positionierung gegen die antizionistische Boykottbewegung BDS bekannt ist, traf sich also mit dem deutschen Publizisten und Medienunternehmer, dessen Spiegel-Online-Kolumnen vom Simon-Wiesenthal Center zu den schlimmsten antisemitischen Ausfällen gezählt wurden.

»Wenn es um Israel geht, gilt keine Regel mehr: Politik, Recht, Ökonomie – wenn Jerusalem anruft, beugt sich Berlin dessen Willen« Jakob Augstein.

Am Ort des Geschehens protestierte die Gruppe Antideutsche Aktion Berlin (ADAB). Mit Flugblättern wurden die Gäste der Veranstaltung daran erinnert, mit wem sich Klaus Lederer dort die Ehre gab und es wurde auf den Widerspruch zu seinen sonstigen verbalen Abgrenzungen gegen Antizionisten hingewiesen. So stammt vom Kultursenator zum Beispiel das Statement, dass er nicht bereit sei »in öffentlichen Räumen oder finanziert durch öffentliche Mittel Aktionsraum zu schaffen, in dem antisemitische Mobilisierung stattfindet.«

Das Gespräch fand in den Räumen des Rundfunk Berlin-Brandenburg statt und wurde im ebenfalls durch Rundfunkgebühren finanzierten Radio Eins übertragen. Für die Antideutsche Aktion Berlin ist dies ein offensichtlicher Beweis dass Klaus Lederer nicht zu seinem Wort steht.

Rafael Selig, Pressesprecher der ADAB kommentierte: »Wir haben genug von diesen politischen Tarnmanövern. Antisemiten zu verurteilen, wenn sie laut und ungehobelt daherkommen, wie der BDS, ist nichts weiter als eine Ersatzhandlung, wenn man zeitgleich die einflussreichen Antisemiten in Nadelstreifenanzügen nicht mal als solche benennen kann. Das ist eine Lektion die nicht nur Lederer-Fans endlich lernen sollten, sondern auch viele derjenigen, die sich selbst als israelsolidarisch verstehen.«

Eine deutsche Homestory

Am 8. November diesen Jahres will der Berliner Kultursenator Klaus Lederer den Top10-Antisemiten Jakob Augstein in seinem Freitag-Salon besuchen. Die beiden Herren wollen „über Mindeststandards, mutige Kulturpolitik und Herausforderungen für Berlin und Europa“ diskutieren. Eigentlich erstaunlich, hatte sich doch gerade Klaus Lederer immer wieder für Israel und gegen die Boykottbewegung BDS engagiert. Doch das ist reine Imagepflege. Wer es besser wissen wollte, hätte diesen zynischen Mummenschanz schon längst durchschauen können. Auf einer israelsolidarischen Kundgebung redete sich Lederer schon vor acht Jahren um Kopf und Kragen:

Meine Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

es fällt mir nicht leicht, hier heute zu sprechen. Das hat mit dem Aufruf zur heutigen Kundgebung zu tun, der eine Solidarität einfordert, die ich so nicht geben kann. Weil ich als Sozialist eine grundsätzliche Schwierigkeit habe, mich pauschal mit Institutionen und Staaten solidarisch zu erklären.“ (1)

Stattdessen solidarisiere er sich mit Menschen – mit allen vom Krieg betroffenen Menschen.

Bei den Opfern kann und werde ich als Sozialist und Humanist nicht unterscheiden zwischen den einen und den anderen. Mit Krieg verbindet sich nicht nur unendliches Leid. Krieg verändert auch die Menschen auf allen Seiten, und Krieg verbindet sich seiner Natur nach im Grunde immer mit unfassbaren Gräueltaten und Verbrechen.“ (1)

Eine Unterscheidung zwischen antisemitischen Terroristen und den Opfern deren Aggression fällt dem Linksparteipolitiker schwer. Er setzt die Zivilbevölkerung sowie die Verteidiger Israels mit den eliminatorischen Antisemiten und ihren menschlichen Schutzschilden gleich:

Frauen, Greise, Kranke, Kinder – all diejenigen, die dieses Leid ertragen müssen, haben mein Mitgefühl und meine Solidarität. Das Opfern Unschuldiger kann nicht gerechtfertigt werden, weder politisch noch moralisch. Egal, ob sie durch die tödlichen Raketen der Hamas getroffen werden, oder ob sie durch Luftangriffe zu Leid kommen, wenn UN-Schulen im Gazastreifen ins Visier kommen.“ (1)

Wer Schuld an dem menschlichen Elend trägt, dessen ist sich Lederer sicher. Die internationalen Gremien „die sich – wie alle Institutionen im internationalen Kräftegefüge – nach wie vor interessengeleitet und bigott verhalten, nicht zuletzt motiviert durch ökonomische Interessen, die sich in ihnen manifestieren“. (1)

„Ja, er ist ein Antisemit“, Rabbiner Abraham Cooper über Jakob Augstein

Das bewusste Geraune über die ökonomischen Interessen im internationalen Kräftegefüge endet zumeist zielsicher bei den dafür verantwortlichen Strippenziehern (2). In allen internationalen Gremien ist es an der Tagesordnung, Israel zu dämonisieren, zu delegitimieren und dem Land gegenüber eine Doppelmoral walten zu lassen. Eine Behandlung, welche, die USA vielleicht ausgenommen, keinem weiteren Land auf der Welt zu teil wird. Die Ablehnung der aktuellen Politik Israels ist eines der wenigen Themenfelder, auf das sich Rechte wie Linke einigen können. Genau an diesem Punkt stimmen auch Jakob Augstein und Klaus Lederer überein.

Der „gebildete Antisemitismus“ eines Jakob Augstein kommt nicht so plump daher wie die Boykottkampagne der hysterischen BDS-Bewegung. Der Versuch, im postnationalsozialistischen Deutschland eine Boykottbewegung gegen Israel erfolgreich zu implementieren, ist wohl eher zum Scheitern verurteilt – allein aus historischen Gründen. Aber die Ablehnung der Netanyahu-Administration, die laut Augstein „so rechts wie die deutschen Rechtspopulisten“(3) sei, teilen große Teile der politischen Elite des Landes.

Monika Schwarz-Friesel, Kognitions- und Antisemitismusforscherin: „Nicht der mehrheitlich verurteilte und verpönte rechtsradikale Vulgärantisemitismus ist heute gefährlich für die Zivilgesellschaft, sondern die unter viel Camouflage als Kritik an Israel verbreitete Judenfeindschaft im öffentlichen Kommunikationsraum… Das ist eines der Hauptprobleme im Kampf gegen den aktuellen Antisemitismus, dass sowohl in der Politik als auch in der Justiz und in der Zivilgesellschaft diese enge, falsche Kontextualisierung… existiert, Antisemitismus sei entweder ein historisches Phänomen, vor allem begrenzt auf die Phase des Nationalsozialismus oder ein Randgruppenphänomen der Gesellschaft, vor allem bei Neonazis und Rechtsradikalen anzutreffen.“ (4)

Das Schweigen der Lämmer

Dass Augstein junior immer noch solch ein Standing im öffentlichen Diskurs besitzt, verdankt er seinen Kollegen, unter anderem auch denen von der Bild. Wie weit es mit der Israelsolidarität bei Springer steht, kann man daran ablesen, dass der stellvertretende Chefredakteur Niklas Blome trotz der Vorwürfe durch das Simon-Wiesenthal-Center (SWC) weiterhin ein Fernsehformat mit Jakob Augstein in einem öffentlich-rechtlichen Spartenkanal betreibt.

Die Reaktionen auf das Ranking des SWC in Deutschland hätten ihn sehr überrascht, erklärte der für die Einstufung zuständige Rabbiner Abraham Cooper im Nachhinein. Die Journalisten hätten reflexartig ihren Kollegen verteidigt, ohne auch nur ansatzweise dessen Äußerungen inhaltlich zu hinterfragen. Auch im aktuellen Fall interessiert es die Kollegen nicht im geringsten, dass ein linker Kultursenator mit einer Person diskutieren will, den der weltweit anerkannte Politwissenschaftler Matthias Küntzel als „im Zweifel rechtsradikal“ (5) bezeichnet.

Gegen jeden Antisemitismus!

Klaus Lederers Engagement gegen den BDS ist ein politisches Ablenkungsmänover par excellence. Es ermöglicht ihm innerhalb einer Woche, sich einerseits mit dem Top10-Antisemiten Jakob Augstein zu treffen und andererseits der Jüdischen Allgemeinen ein Interview zu geben, in dem er erklärt, dass er nicht bereit ist, „antisemitische Mobilisierung“ in „öffentlichen Räumen oder finanziert durch öffentliche Mittel“ zu dulden. Dass Jakob Augstein gleich ein ganzes Verlagshaus sein eigen nennt und regelmäßig in einem öffentlich-rechtlichen Sender seinen Salon durchführen kann, muss dem Kultursenator wohl entgangen sein.

Der antisemitischen Mobilisierung Augsteins will sich Lederer laut dem Qualitätsmedium Twitter ein wenig entgegenstellen. Er gedenkt, mit dem Sohn Walsers über die BDS-Bewegung zu diskutieren. Mit einem Antisemiten über Antizionisten diskutieren? Was für ein Hohn! Wer sich wirklich dem Antisemitismus eines Augstein in den Weg stellen will, der sollte am 08. November 2017 um 20 Uhr vor dem RBB-Gebäude in der Masurenallee gegen den Auftritt des linken Kultursenators bei Deutschlands bekanntestem Antisemiten demonstrieren.

Rafael Selig, Pressesprecher der Antideutschen Aktion Berlin (ADAB)

Anmerkungen:

(1) Manuskript der Rede von Klaus Lederer auf der Kundgebung „Solidarität mit Israel — Stopp den Terror der Hamas“ im Januar 2009. Linkspartei Neukölln.

(2) Diese Aussage als antisemitisch zu bezeichnen übersteigt leider unseren Etat für juristische Auseinandersetzungen.

(3) „Die völkische Revolution“. Jakob Augstein. 07.12.2015. Spiegel.

(4) „Der ‚gebildete‘ Antisemitismus als Herausforderung“. Kirsten Serup-Bilfeldt. 27.10.2017. Deutschlandfunk.

(5) „Jakob Augstein und der Israelkomplex“. Matthias Küntzel. 14.01.2013. Die Welt.

Syriens Stellvertreter im Krieg.

Keine Bühne für Todenhöfer!

Am 14. November 2016 empfängt der Verleger und Chefredakteur der Wochenzeitung »Der Freitag«, Jakob Augstein, den bekanntesten Propagandisten der mörderischen Assad-Diktatur in Deutschland, Jürgen Todenhöfer, zum Gespräch. Und der öffentlich-rechtliche Sender Radio Eins überträgt das Gespräch unter dem Motto „Syrien, der ewige Stellvertreter-Krieg?“ auch noch im Radio.

Erst vor einigen Wochen wurde von syrischen Aktivisten aufgedeckt, dass der sogenannte Terrorexperte Jürgen Todenhöfer aus Sympathie für Syriens Machthaber Baschar al-Assad ein Interview mit einem Kommandeur der jihadistischen Organisation Jabhat Al Nusra inszeniert hatte. So berichtete nicht nur die syrische Online-Zeitung Zaman al-Wasl, dass der Interviewpartner Todenhöfers ein Fake sei. Abu al-Ezz ist weder Kommandeur der al-Qaida-nahen Al-Nusra-Front, noch gehörte er zu ihrer Nachfolgeorganisation, Fatah al-Scham. Dieses unglaubliche Malheur ändert aber nichts an seinem Status als Experte.

Selbstverständlich. Die deutsche Öffentlichkeit nahm seinen angeblichen Coup begierig auf. In dem Interview bestätigte der angebliche Kommandeur nämlich alle Vorurteile gegenüber den USA und den sunnitischen Staaten, die heutzutage in großen Teilen der deutschen Gesellschaft gepflegt werden.

Lautsprecher deutscher Sehnsüchte.

Jürgen Todenhöfer ist im besten Sinne des Wortes ein deutscher Nahost-Experte. Er ist ständig vor Ort, hat aber keinerlei Ahnung von der Materie und wird deshalb von den deutschen Medien geliebt. Er ist der Lautsprecher deutscher Sehnsüchte.

Noch im Juni 2014 behauptete Jürgen Todenhöfer, dass der IS „nur scheinbar die alles überragende Rolle“ spiele, hauptsächlich werde der „Aufstand“ von dem „Nationalen, Panarabischen und Islamischen Widerstand“ angeführt, einer „säkularen Koalition mehrerer Gruppen, die schon mit großem Erfolg gegen die US-Armee gekämpft“ (1) hatte. Beinahe ehrfürchtig sprach er vor zwei Jahren von den „Dschihadisten aus aller Welt“, die sich dem IS anschließen und „wegen ihres Todesmuts und ihrer Härte, Furcht und Schrecken“ in dem Bündnis geachtet werden.

Ein Jahr später behauptete der allseits zitierte Experte, dass „der IS die gefährlichste Terrorarmee“ ist, „die die moderne Geschichte gesehen hat“ (2). Kein Wort verlor er mehr über die angeblichen ehemaligen Bündnispartner des Islamischen Staates, die sich innerhalb eines Jahres in Luft aufgelöst hatten. Und das, obwohl der so genannte „Nationale Widerstand“ laut Todenhöfer „in Mossul mit über 20.000 Mann präsent und von der Bevölkerung getragen“ (1) wurde.

Zuletzt irrlichterte Todenhöfer mit seiner Dokumentation »Inside IS« durch die Lande. Selbst bürgerliche Medien warfen ihm „Selbstdarstellung und die kritiklose Veröffentlichung der Ideologie des Islamischen Staats vor“. Seine Kritik richte sich „in erster Linie gegen den Westen im Allgemeinen und die USA im Besonderen“ (3). In der Dokumentation werden „immer wieder Propaganda-Aufnahmen des Islamischen Staats unkommentiert und unreflektiert eingeschnitten“, bemängelte nicht nur der Merkur.

Des Wahnsinns kecke Beute

Wer ernsthaft eine Lösung „für die nicht endenden Konflikte und das Leid der Syrer“ sucht, braucht bei Todenhöfer nicht anzufragen. Sein Interesse liegt in der Vermarktung seiner Publikationen, der Apologet des Terrors bietet keine Analyse zu dem aktuellen Geschehen in Syrien, sondern einzig und allein Ressentiments, die seine Anhänger inbrünstig aufsaugen. Er widerspricht sich am laufenden Bande, was seinen Fans deshalb nicht auffällt, weil sie den Verursacher allen Leides auf der Welt schon längst kennen: die USA.

Todenhöfer trifft mit seinen Aussagen hervorragend den Gemütszustand eines gewissen Teils der deutschen Gesellschaft, die zwischen Pazifismus und offener Kumpanei mit der Barbarei schwankt. Wer ernsthaft einen solchen Apologeten der anti-westlichen Propaganda einlädt, hat sich die Eingangsfrage der Veranstaltung „Doch wer ist der Böse im Syrienkrieg?“ längst beantwortet. Der RBB als öffentlich-rechtliche Medienanstalt muss des Wahnsinns kecke Beute sein, wenn er solch eine Propaganda-Show überträgt.

Wir fordern den RBB auf, die Übertragung des »radioeins und Freitag Salons« am 14. November vom Äther zu nehmen. Eine Ausstrahlung widerspricht allen Regeln des Journalismus und des öffentlich-rechtlichen Anspruches an sein Programm.

Antideutsche Aktion Berlin im November 2016

Anmerkungen:

(1) Terrororganisation ISIS „Nur scheinbar die größte Rolle“, Kölner Stadt-Anzeiger, 15.06.2014
(2) Todenhöfer: „IS ist die gefährlichste Terrorarmee der Welt“, Deutsche Welle, 24.04.2015
(3) „Inside IS“: Daran krankt der Film von Jürgen Todenhöfer, Merkur, 13.07.2016

Sabotiert Augstein.

Am Sonntag den 16. März 2014 um 10:30 Uhr
Im Filmtheater Union in der Bölschestraße 69, Berlin

Jeder in Deutschland fühlt sich verantwortlich für Schiller, für Goethe und für Beethoven, aber keiner für Himmler. Ein Großteil der Bevölkerung denkt wie Martin Walser. Ende. Zeit, Schluß zu machen, nur noch nach vorne schauen.“ Ignatz Bubis

Nur einer blieb sitzen, im Oktober 1998, bei der Entgegennahme des Friedenspreises des deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche, während der Schriftsteller Martin Walser gegen „Auschwitz“ als „Moralkeule“ wetterte. Als verfolgte Unschuld fühle er sich, lies Walser die versammelte Prominenz wissen, weil kein Tag vergeht, an dem die nationalsozialistischen Verbrechen, „unsere geschichtliche Last, die unvergängliche Schande, sie uns nicht vorgehalten wird„. Er habe das Gefühl, daß oft „nicht mehr das Gedenken, das Nichtvergessendürfen das Motiv ist, sondern die Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken.“ Über tausende Zuhörer applaudierten, stehend. Nur einer blieb sitzen. Ignatz Bubis, der damalige Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland.

Wie in einem falschen Film. Bubis warf Walser berechtigter Weise „geistige Brandstiftung“ vor. Doch mit seiner Kritik stand er allein auf weiter Flur. Die deutschen Eliten dachten wie der alternde Schriftsteller. Deutschland kam langsam zu sich. Schon im Jahr 1995 entdeckte der sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete Freimut Duve die „Rampe von Srebrenica„. Deutsche Politiker halluzinierten ein zweites Auschwitz in Jugoslawien. Der bündnisgrüne Außenminister Joschka Fischer sprach 1999 von einem „neuen Auschwitz“ im Kosovo. Im Kriegsfall spricht das kollektive Unbewußte der Deutschen vollends Tacheles. Wenn die Opfer der Nationalsozialisten die selben Verbrechen begehen wie die Nationalsozialisten, verlieren die Taten ihre besondere Scheußlichkeit, wenn man schon den alten Verbündete in Palästina nicht direkt militärisch unter die Arme greifen kann, so dann wenigstens den ehemaligen albanischen Hilfstruppen. Der Clou: Eine einstmals deutsche Tat wird universell, Täter und Opfer beliebig austauschbar. Adolf Hitler wird letztlich international.

Einen Monat vor seinem Tod im Jahre 1999 äußerte sich Ignatz Bubis resigniert über seine Amtszeit als Vorsitzender des Zentralrates der Juden, beinahe gebrochen gab er zu Protokoll: „Ich wollte diese Ausgrenzerei, hier Deutsche, dort Juden, weghaben. Ich habe gedacht, vielleicht schaffst du es, daß die Menschen anders über einander denken, anders miteinander umgehen. Aber, nein, ich habe fast nichts bewegt. Die Mehrheit hat nicht einmal kapiert, worum es mir ging. Wir sind fremd geblieben.“ Auf dem Weg zur neuen deutschen Normalität sind die letzten Nörgler nur noch unnötiger Ballast.

Im Zweifel antisemitisch

Jakob Augstein macht Israel, das meistens als Synonym für die Juden genommen wird, zum Sündenbock für alles. Er läßt den Judenstaat in Anspielung auf die Weisen von Zion nach der Weltherrschaft greifen, Bluttaten verüben, die Welt in den Abgrund reißen und weitere reichlich kuriose Taten vollbringen.“ Rainer Trampert

Jakob Augsteins publizistisches Stahlgewitter ist die Fortsetzung Martin Walsers langjährigen Wirkens mit beinahe denselben Mitteln. Was für Walser Auschwitz war, ist für Augstein Israel. Ein Menetekel. Ein deutsches Menetekel, das man schleunigst hinter sich lassen muß. Es gilt den langen Schatten des Holocaust los zu werden, der deutschen Zukunft willen. Bei Augsteins deutsch-nationalistischen Fantasien dreht es sich „nicht um die Geschichte Deutschlands. Sondern um die Gegenwart der Welt„. Für den nächsten Anlauf deutscher Großmachtsambitionen sieht der Herausgeber der Wochenzeitschrift ‚Der Freitag‘ den ersten Schritt in der vollständigen Emanzipation von den USA und Israel. Ein Kukuckskind sucht neue Eltern.

Die spezielle Verbindung Deutschlands mit den USA und vor allem Israel ist das Resultat des alliierten Sieges über den Nationalsozialismus. Nichts weniger als die vollständige Annullierung der letzten alliierten Auflagen und die Revision der deutschen Israelpolitik ist Augsteins Ziel. Deshalb polemisiert er gegen die deutsche Waffenhilfe für Israel, phantasiert von dem jüdischen Weltfriedenssaboteur und behauptet das „die Regierung Netanjahu die ganze Welt am Gängelband“ führt. Mit Antisemitismus habe dies nicht zu tun, dies sei legitime Israelkritik, bezeugen seine zahlreichen Unterstützer. Dabei unterstellt Augstein pauschal, das allein Israel generell „an Frieden … kein Interesse“ hat. Wirft ihm vor es „brütet“ sich in Gaza „seine eigenen Gegner aus“ und setzt seit Jahrzehnten seine Interessen „ohne Rücksicht auf die Verhältnismäßigkeit der Mittel“ durch, ohne auch nur ein Wort über die ständige Bedrohung des Landes zu verlieren.

Augsteins Darstellung von Israel ist von antisemitischen Stereotypen geprägt, beinahe manisch versucht er Israel, und den USA, all die Schuld am Elend dieser Welt zu unterstellen. Unverblümt narzisstisch schwingt sich hier der deutsche Angeklagte, wieder einmal zum Richter über seine Ankläger auf. Nicht nur für ihn gilt das Motto: Wir müssen uns beim Thema Antisemitismus von niemandem belehren lassen, erstrecht nicht vom Simon-Wiesenthal-Zentrum.

Keine Bühne für Antisemiten!

Man muß sich von der Vorstellung lösen, daß Antisemitismus ein normales Vorurteilssystem ist. Der Judenhaß ist Teil des kulturellen Codes vieler Menschen und gehört seit Jahrhunderten ungebrochen zum kommunikativen Gedächtnis der abendländischen Gesellschaft. Dagegen helfen oft weder Bildung noch Intelligenz.“ Monika Schwarz-Friesel

Am Sonntag, den 16. März, will Jakob Augstein im Filmtheater Union in Berlin-Friedrichshagen sein neuestes Propagandawerk mit dem Titel „Sabotage“ vorstellen. Wir sind der Meinung, was einmal in Hannover geklappt hat, kann auch in Berlin funktionieren. Deshalb rufen wir alle zivilgesellschaftlichen, antifaschistischen und antideutschen Einzelpersonen, Gruppen und Initiativen auf, mit allen Mitteln, auf allen Ebenen den Auftritt des Top-Ten-Antisemiten Jakob Augstein zu verhindern.

Antideutsche Aktion Berlin im März 2014